Abends ist es so ruhig, dass man gar nicht sagen kann: Ist draußen noch Stadt? Kann das wirklich Berlin sein? Leise tropft der Regen von den Bäumen, und man merkt – das ist kein Hinterhof, das ist ein Hortus conclusus! Die Mauern sind dick, die Zimmertüren schmal und schwer, sodass nichts von draußen reinkommt und die Ruhe stört. Dabei ist draußen sogar die Kantstraße, jene herrlich-räudige Berliner West-Achse, die sich von der Gedächtniskirche bis vor den Gründerzeit-Bau des »Hotels Wilmina« zieht.
War man eine Weile auf der Straße unterwegs, will man da gern rein. Das ist neu. Früher wollten hier alle raus, denn was heute ein Hotel ist, war bis 1985 ein Frauen- und Jugendgefängnis. In den vergangenen Jahren wurde es sehr schön renoviert und vor allem hell und leicht gemacht. Die Architekten des Büros Grüntuch Ernst verliebten sich beim Umbau so sehr in diesen Ort, dass sie das Hotel nun selbst betreiben. Aus den Zellen wurden Zimmer, aus den Lichtöffnungen Fenster, und alles hier ist so frisch und designklar, dass man sich wirklich weit entfernt fühlt. Nicht nur von Berlin, sondern auch von düsterer Vergangenheit.
Aber kann man glücklich im Dachpool planschen, wo früher mal so viel Unglücklichsein war? Über dieser unlösbaren Frage schläft man sehr gut ein. Richtig wach wird man an diesem Dämmerort erst beim Kaffee am nächsten Tag. Kleine Speisen, weißes Porzellan, nicht zu viel, alles regional, alles heitere Radieschen. Und wenn die hier heiter sein dürfen, darf man auch.
Hotel Wilmina
Kantstraße 79
10627 Berlin
Tel. 030 / 201 80 50
DZ ab 108 Euro / Nacht