Eminente, so heißt ein besserer Rum aus Kuba, steht unten in der Hotelbar, wo der Barkeeper sogar Old Fashioned mit ihm mixt statt mit Whisky, wie sonst überall auf der Welt, außer eben auf Kuba und im »Hotel Monte Cristo«. Die Liebe zum Rum geht an diesem Ort sogar so weit, dass man zuletzt, als wegen der Pandemie keine Reisen nach Kuba möglich waren, das ganze Hotel für sechs Monate verkleidete und der Fassade einen erdfarbenen, kubanisch anmutenden Anstrich verlieh, damit es wie ein authentisches Landhaus in der Inselmitte aussah. Die Rezeption des »Monte Cristo« wurde mit Wählscheibentelefon auf Kuba getrimmt, und die zwanzig Zimmer bekamen eine Palme ins Bad und einen Baldachin übers Bett verpasst. Das sollte eine Zeit lang kubanische Nächte mitten in Paris vorgaukeln.
Der vorübergehende Name Eminente ist wieder verschwunden, aber die Einrichtung der Zimmer weitgehend geblieben. Bei mir stand eine leere Rumflasche als Blumenvase auf dem Schreibtisch, ein anderes Zimmer heißt immer noch Eminente. Ob Alexandre Dumas, der Autor des Graf von Monte Christo, überhaupt Rum trank? Dumas galt als das, was man heute Lebemann nennt, er lebte lange in Paris, vor zwanzig Jahren überführte man seinen Sarg sogar ins Panthéon. Ist nicht weit zu Fuß vom Hotel. Die Zimmer im »Monte Cristo« sind klein, meines ging zur Straße raus. War nicht ganz leise, aber der Blick übers Quartier Latin, die Bistros und Weinläden ringsum – schönstes Paris.
Hotel Monte Cristo Paris
20–22, Rue Pascal
75005 Paris, Frankreich
Tel. 0033/1/40 09 09 09, DZ ab 169 Euro/Nacht