Hängepartie

Im grunde genommen gibt es nur zwei Sorten von Menschen, findet unser Autor. Der Unterschied kommt insbesondere im Hotelzimmer zum Vorschein.

Sache an dem Haken: Herrenjacke von Salvatore Ferragamo.

Foto: Moos-Tang

Es gibt zwei Sorten von Menschen: Diejenigen, die im Hotelzimmer ihr Gepäck sofort in alle verfügbaren Schränke und Schubladen räumen. Und solche, die es vorziehen, für die Dauer des Aufenthaltes aus dem Koffer zu leben. Jedes Lager verachtet insgeheim das andere. Die Einsortierer (zwanghaft!) erleben das Befüllen leerer Schränke als Lustgewinn. Die Kofferknüller (faul!) hingegen schätzen gerade die Befreiung vom Ordnungsdiktat und genießen ihren Klamottenhaufen in der Weise, in der man im Hotel auch Trash-TV, unmäßiges Baden und Essen im Bett genießt – als Ausnahme von der Regel. Beide Systeme haben Vorteile. So laufen die Koffermenschen nicht Gefahr, über den diebstahlgesicherten Kleiderbügeln der Hotelschränke den Verstand zu verlieren. Oder die schöne neue Jacke im unscheinbaren Zweitschrank zu vergessen. Aber dafür begegnen sie der Fremde auch immer ein wenig zerknittert und nicht ganz als beste Version ihrer selbst. Und gerade das sollte man auf Reisen eigentlich vermeiden.