Sitzen geblieben

Sessel wurden als ein Ort der Entspannung geschaffen. Ist es nicht komisch, dass man trotzdem sagt »an seinem ­Sessel kleben?«

Blaupause: Sessel »Gio Ponti D.156.3« von Molteni & C. Gesehen bei böhmler, boehmler.de.

Foto: Markus Burke

Ohne auf politische Ereignisse der letzten Zeit anzuspielen: Es gibt ja diesen Ausdruck, jemand würde »an seinem ­Sessel kleben«. Ein hübsches Bild eigentlich – man stelle sich einen Menschen aus der Chefetage vor, der tatsächlich eines Tages mit einem angeklebten Sessel durch den Büroflur läuft. Natürlich ist diese Metapher aber meistens nicht hübsch gemeint, sondern bedeutet, dass da jemand endlich verschwinden soll. Der Sessel wird dabei in Sippenhaft genommen, und ein bisschen ungerecht ist das schon. Denn der ist nun mal zum Zwecke des ausgiebigen Verweilens konstruiert worden. Ein sehr guter Sessel hat sogar seine eigene Schwerkraft, die einen magisch hineinzieht. Wenn nun jemand regelrecht daran zu kleben scheint, dann spricht das zumindest für den Komfort. Sessel, an denen man wirklich bisweilen kleben bleibt, gibt es im Bus oder im Fußballstadion. Sie sind in diesem Zusammenhang allerdings nicht gemeint und haben auch keine Rede­wendung verdient.