Sind Italiener besser angezogen als Deutsche, Antonio Citterio?

Der Star-Architekt und Designer im Interview ohne Worte über seine Reaktion auf Schönheit, das designtechnisch perfekte Körperteil und die Frage, ob er Angela Merkel gerne das Haus einrichten würde.

Geboren: 16. Juni 1950 in Meda, Italien
Beruf: Architekt und Produktdesigner
Ausbildung: Architekturstudium in Mailand
Status: La grande bellezza

Antonio Citterio liebt das Licht. Er hat in seinem Mailänder Zu­hause Dach und Decke aufbrechen lassen, um es von oben hereinzulassen – in seine Räume und sein Leben. Bevor der italienische Architekt und Stardesigner und seine Frau Terry Dwan (ebenfalls Architektin) Kinder bekamen, war ihre Wohnung stets penibel aufgeräumt, nicht mal Bücher durften im Wohnzimmer herumliegen. Auf einmal aber war alles anders, Citterio hatte nichts mehr zu melden, es regierten die Kinder, und vom Couchtisch aus starteten die Spielzeugflugzeuge. Citterio ist großer Fan von schönen Wohnzimmern, »ein gutes Rezept gegen Scheidungen«, findet er, weil sich nicht alle in ihre Zimmer zurückzögen und man sich kaum noch begegne. Mit 22, als Student, eröffnete Citterio sein eigenes Studio. Oft, sagt er, sehe zeitgenössisches Design nur trendy aus, vernachlässige aber emotionale Bedürfnisse. Er versucht seit Jahrzehnten, das zu ändern, mit Hotels, Wohn- und Geschäftskomplexen, aber auch Sofas, Betten, Bädern und: Türgriffen. Seit Ende der Siebzigerjahre wird sein Sofa »Diesis« verkauft, das er mit Paolo Nava ent­worfen hat: ein simples Gestell mit gemütlichen Kissen. Man kann es nicht anders sagen, der Mann hat die Welt eleganter gemacht, von Mailand bis Japan, von New York und Hamburg bis nach Bali.