Was haben Sie von der Natur gelernt, Arno Brandlhuber?

Der Architekt im Interview ohne Worte über seine Vorliebe für Beton, den Klang seines Namens im Ausland und das Lieblingsgetränk seines Berufsstandes.

Geboren 15. Mai 1964 in Alzenau-Wasserlos, Unterfranken
Beruf Architekt
Ausbildung Architekturstudium in Darmstadt und Florenz
Status Drunter und drüber

Er hatte mal die Idee, auf das komplette Berlin ein Stockwerk draufzubauen: oben Penthouses, unten Sozialwohnungen. So träfen sich Gewinnmaximierung und Gemeinwohl – und Nachbarn, von denen die einen mit dem Damenfahrrad und die anderen mit dem SUV fahren. Aufgewachsen ist Arno Brandlhuber, der schon als »hipster Architekt Berlins« bezeichnet wurde, provinziell: in einem Einfamilienhaus in einem unterfränkischen Dorf, zwei Kinderzimmer, ein Elternschlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Bad. »Schrecklich«, sagt er. Ministrant war er auch. Sein Diplom machte er in Darmstadt, und auch da ging es um das, was da droben ist oder was dort sein könnte – er schrieb über Wim Wenders’ Film Der Himmel über Berlin: »Der Engel will kein Engel mehr sein, sondern knutschen und Liebe. Um diese Entscheidung geht es auch in der Architektur.« Toller Satz, etwas rätselhaft, vielleicht übersetzt man es so: Häuser sind zum Wohnen da, nicht zum Anbeten. Er sagt, es müsse günstig gebaut werden, weniger Auflagen, damit die Leute den Wohnraum auch bezahlen können. Sein Stil, der Brutalismus, sei rau, fast grob, »straßenköterartig im besten Sinne«, hat eine Kritikerin geschrieben. Weil auch Straßenköter mal Unterschlupf brauchen, baute er sich in Potsdam eine Villa, allerdings sehr brandlhuberisch: Sie sieht aus wie eine Ruine.