Waren Sie ein glücklicher Jugendlicher?

Der Regisseur und Drehbuchautor Lukas Dhont im Interview ohne Worte über Freundschaft, den Unterschied zur Liebe und die Frage, ob er Menschen mit seinen Filmen zum Weinen bringen möchte.

Geboren: 11. Juni 1991 in Gent, Belgien
Beruf: Regisseur und Drehbuchautor
Ausbildung: Absolvent der Royal Academy of Fine Arts in Gent
Status: Geheimfavorit Belgien

Der Film heißt Close, es ist sein zweiter, und wie schon der erste, Girl, bringt auch dieser sein Publikum zum Weinen. Close läuft seit dem 26. Januar im Kino, der Regisseur heißt Lukas Dhont. Eigentlich sollen die Leute, die für diese Rubrik fotografiert werden, möglichst berühmt sein und schon so viel gesagt haben, dass es ganz interessant ist, wenn sie mal nichts sagen. Lukas Dhont nun ist ein junger Belgier, dessen Gesicht und Namen kaum jemand kennt, der nicht Filmpreis-Spezialist ist. Aber vielleicht gewinnt er im März den Oscar für den besten fremdsprachigen Film, dann wird er viel gefragt werden und viel sagen. Etwa dass die Studie einer US-Wissenschaftlerin mit hundert Jungs ihn auf das Thema für Close brachte: wie sich Freundschaft entwickelt, von zärtlich und nah unter Kindern zu beherrscht und distanziert unter Jugendlichen. Und wie groß der Trennungsschmerz sein kann, wenn das passiert. Dhont ist queer und sagte in einem der Interviews, die er bisher gab, dass er sich als Kind weder den Mädchen- noch den Jungs-Cliquen wirklich zugehörig fühlte. Er wuchs in Gent auf, und neben den beiden herzergreifenden Hauptdarstellern sind es auch die stillen Bilder aus der ländlichen Heimat, die Pflege und die Ernte der Blumen, die dem Film seine Melancholie und Wärme geben.