Warum fürchten Sie sich vor Twitter, Markus Gabriel?

Der Philosoph im Interview ohne Worte über Liebe, Habermas, Fitness und sein Verhältnis zu Gott.

Geboren: 6. April 1980 in Remagen
Beruf: Philosoph 
Ausbildung: Studium der Philosophie, der Klassischen Philologie und der Neueren Deutschen Literatur­wissenschaft in Hagen, Bonn und Heidelberg 
Status: Keine falsche Scheu

Es gibt da diese Geschichte mit dem Skateboard. Mit 15 übte Markus Gabriel demnach auf der Kölner Domplatte Kunststücke, brach sich den Knöchel und musste wochenlang zu Hause bleiben. Gegen die Langeweile schenkte ihm ein Freund Søren Kierkegaards Die Krankheit zum Tode. Gabriel verstand kein Wort. Weil er das nicht auf sich sitzen lassen konnte, wühlte er sich durch immer mehr philosophische Bücher, begann während des Zivildiensts mit dem Studium – und wurde 2009 mit 29 Deutschlands jüngster Philosophieprofessor.

Seitdem forscht und lehrt er in Bonn, als einer der Hauptver­treter des »Neuen Realismus«. Gabriel mag den großen Aufriss, Jürgen Habermas nannte er mal »zu bescheiden und zu vorsichtig«. Sein Buch Warum es die Welt nicht gibt wurde ein Bestseller. Er sitzt in Talkshows, schreibt Essays, gibt Interviews – ein bisschen wie Richard David Precht, nur mit ordentlicher Frisur. In der Corona-Krise warnt Gabriel vor wissenschaftlichen Allmachtsfantasien und ausufernder Digitalisierung. Er sagt aber auch, Menschen seien grundsätzlich moralische Wesen, und dass wir uns in der Pandemie vielleicht zum ersten Mal für das moralisch Richtige entschieden hätten: Gesundheit vor Profit. Sein aktuelles Buch heißt Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten.