Womit spüren Sie?

Die Tänzerin Sasha Waltz im Interview ohne Worte über Schuldgefühle, Wut und den Verlust ihres großen Vorbildes.

Geboren 8. März 1963 in Karlsruhe
Beruf Tänzerin und Choreografin
Ausbildung School for New Dance Development, Amsterdam
Status Dancing Queen

Wenn es stimmt, dass viele Sorgen viele Falten machen, wie erklärt sich dann das Gesicht der Choreografin Sasha Waltz, das so bemerkenswert glatt und frisch aussieht? Ein sorgloses Leben kann es nicht sein. Vielleicht aber ein gutes Krisenmanagement. Sasha Waltz ist Chefin ihrer eigenen Tanzkompanie, »Sasha Waltz & Guests«, von 1999 bis 2004 war sie außerdem Co-Intendantin der Berliner Schaubühne, da waren ihre Kinder noch klein. Diese Rushhour des ­Lebens, wie Experten das nennen, wenn junge Frauen sich gleichzeitig um die Familie und um die Karriere kümmern, führte zum Burn-out. In einer Probe spürte sie ihre rechte Seite nicht mehr, »ich bin wie geschmolzen«, sagte sie darüber in einem Interview. Es war eine Erschöpfungsdepression, ausgelöst vom Gefühl, nicht genug zu geben, nicht der Familie und nicht den Tänzern. Wenn heute diese Schuldgefühle wieder auftauchen, was sie natürlich tun, fragt sie sich: Ist es denn wirklich so schlimm? Und bleibt ruhig, versucht es zumindest. Vergangenes Jahr feierte Sasha Waltz mit ihrer Tanzkompanie das 25-jährige Jubiläum, zu ihren erfolgreichsten Stücken gehören Allee der Kosmonauten und ­Körper. Und an der Berliner Volksbühne zeigt sie gerade eine neue Arbeit: rauschen.