Mit den glamourösen Red-Carpet-Events in Deutschland ist das ja so eine Sache. Selbst eine Filmpremiere sieht hier manchmal aus wie ein spontaner Kneipenbesuch, und auch wenn ein paar wenige Promis einen elegant-aber-langweiligen Look mittlerweile ganz gut hinbekommen – modisch mal so richtig auf die Pauke hauen oder auch nur etwas individuellen Stil beweisen, das schaffen die Wenigsten. Eine erfrischende Ausnahme: Thomas Gottschalk.
Schottenrock, Rüschenhemd und Glitzersakkos hat der Moderator in seiner langen Karriere schon genauso selbstbewusst getragen wie Lederkluft, aufwendig verzierte Samtanzüge, Animal Prints oder überhaupt jegliche Form von Muster. Meist sah er damit aus wie eine Mischung aus bayerischem Landgraf und kalifornischem Zauberkünstler. Bei vielen Events war seine Frau Thea Gottschalk an seiner Seite, die ihm in puncto exzentrischer Kleiderwahl in nichts nachsteht und ebenfalls ein Faible hat für glänzende Stoffe, schrille Prints und extravaganten Kopfschmuck hat.
Nun ist die Liebesbeziehung der beiden nach über 40 Ehejahren vorbei, wie im März dieses Jahres bekannt wurde – und ihr separates Auftreten umso mehr im medialen Interesse. Wobei Thomas Gottschalk seit Kurzem nicht mehr alleine, sondern mit seiner neuen Freundin Karina Mroß zu Events kommt. Und siehe da, auch sein Look hat sich verändert.
Zum Eröffnungsabend des Filmfestes in München erschienen Gottschalk und Mroß vergangenes Wochenende als klassisches Glamourpaar. Sie im schulterfreien, roten Cocktailkleid und Stilettos, er in glänzendem schwarzen Anzug und Hemd mit Kläppchenkragen. Auf die gleiche Farbkombi setzten die beiden auch schon im Mai bei einer Veranstaltung im Europa-Park Rust, die sie gemeinsam besuchten: Gottschalk im schwarzen Dreiteiler und mit schwarzem Rolli, Mroß im hochgeschlossenen roten Kleid. Scheint, als habe der Moderator seinen oft gewöhnungsbedürftigen, aber immerhin stets sehr eigenen Stil hinter sich gelassen.
Ganz der Standard ist sein Auftritt dann aber doch nicht, wie beim zweiten Blick erkenntlich wird. Der Dreiteiler in Rust hatte ungewöhnliche goldene Paspelierungen, dazu kombinierte Gottschalk eigenartig bestickte Halbschuhe mit Uhren-Verzierung – dieselben, die er jetzt auch in München unter seiner ausgestellten Anzughose trug. Das bemerkenswerteste Detail ist jedoch die Yoko-Ono-Gedächtnisbrille, mit der er zweimal auf den roten Teppich trat. Und das obwohl Gottschalk neulich noch Heino attestierte, nach dem Tod von Karl Lagerfeld die einzige »lebende Sonnenbrille« des Landes zu sein. Was also möchte er uns damit sagen?
Zum Verstecken seines Privatlebens taugt die Brille nicht mehr, schließlich trägt Gottschalk seine neue Liebe stolz in die Öffentlichkeit – auch wenn er Kommentare dazu weiterhin charmant abwehrt. Die wahre Botschaft scheint eine andere zu sein. Thomas Gottschalk hat viele Jahre in Kalifornien gelebt und glaubt an den alten Hollywood-Glamour, den er nun auch hierzulande etablieren will. Die Sonnenbrille hat er sich bei Branchenkollegen wie Brad Pitt und Jim Jarmusch abgeguckt, die weite Anzughose bei Schauspiellegenden wie Cary Grant oder Humphrey Bogart. »Fernsehen und Kino sind oldschool. Großes Kino kann nicht bei Youtube stattfinden«, sagte Gottschalk in München.
Zum Filmfest reiste übrigens auch ein echter Hollywood-Star in die bayerische Hauptstadt: Antonio Banderas. Der allerdings erschien tiefenentspannt in T-Shirt, und das obwohl er als Ehrengast mit dem »CineMerit Award« ausgezeichnet wurde. Gottschalks Eleganz-Initiative ist also nicht ganz unbegründet: Der deutsche Dresscode braucht dringend ein Upgrade.
Wird auch getragen von: Yoko Ono, Heino, Brad Pitt, Jim Jarmusch
Wird getragen mit: Maßgeschneidertem Tom-Ford-Anzug, Slippers, Poker-Face
Der Song dazu: »Sunglasses at night«