Die Gewissensfrage

»Ein befreundetes Ehepaar ernährt sich aus Überzeugung ausschließlich vegan. In bester Absicht bekommt auch der Hund pflanzliche Kost, hauptsächlich Bananen. Die Freunde begründen ihren Verzicht auf tierische Lebensmittel mit der oftmals nicht artgerechten Haltung von Nutztieren. Nun ist die vegane Ernährung eines Hundes vielleicht gut gemeint, aber ebenfalls nicht artgerecht. Müssten Veganer hier nicht zugunsten fleischfressender Haustiere eine Ausnahme machen?« CARLA M., FULDA

Die vegetarische, speziell vegane Ernährung auch von Haustieren stellt ein heiß umstrittenes Thema dar. Ein Thema, über das ich mich, liebe Leser, falls Sie bereits zum Stift greifen, umfassend informiert habe. Von Experten erfährt man, dass Hunde als Allesfresser ganz ohne tierische Produkte ernährt werden können, während dies bei den natürlicherweise fleischfressenden Katzen nicht ohne Weiteres der Fall ist. Diese benötigen, um nicht zu erkranken, verschiedene Zusätze zu einem rein pflanzlichen Futter. In beiden Fällen muss jedoch besonders auf die Zusammensetzung des Futters geachtet werden, um Mangelerscheinungen vorzubeugen – was bei einer Bananendiät fraglich erscheint.Ich schätze die Einstellung vegan lebender Menschen, die keine Tiere ausbeuten wollen, und kann verstehen, dass sie das ebenso wenig zugunsten ihrer vierbeinigen Lieblinge tun möchten. Ich will hier auch einmal die Frage ausklammern, ob das Halten von Haustieren, nach diesen Prinzipien beurteilt, nicht selbst eine »Versklavung« bedeutet. Trotzdem, auch wenn die Nahrung ausgewogen zubereitet wird, der Hinweis stimmt, dass die Ernährung eines Haustieres immer eine »künstliche« darstellt und man den Tod von Nutztieren keinesfalls akzeptieren will, es bleibt bei mir ein Unbehagen dabei, einem Hund ausschließlich Grünzeug vorzusetzen. Das hängt zusammen mit dem Respekt vor dem Tier als eigenständigem Wesen. Es sträubt sich etwas in mir dagegen, die Lebensweise eines Geschöpfes stärker nach den eigenen Überzeugungen zu bestimmen, als es eine Haltung im Haus ohnehin erfordert. Wer die Sorge für ein Tier übernimmt, sollte in Grenzen auch dessen Blickwinkel beachten; und der Hund schielt nun mal aufs Fleisch. Die Gegenmeinung hat gewichtige Argumente für sich, am Ende überzeugt mich jedoch dieser Aspekt.