V – Verbene

Kennen Sie den Trickle-down-Effekt? In der Wirtschaftstheorie bedeutet der Begriff ungefähr folgendes: Gib den Reichen an der Spitze der Gesellschaft, dann wird der Wohlstand auch nach unten durchsickern. Der kulinarische Trickle-down-Effekt funktioniert weit zuverlässiger: Beispiel Sushi oder noch besser Bärlauch. Eckart Witzigmann, an der Spitze unserer gastronomischen Pyramide, hat das würzige Kraut schon in den 70er-Jahren im Englischen Garten in München gepflückt und damit für die Küche (wieder-)entdeckt. In den 80er-Jahren breitete sich der wilde Knoblauch in der Gastronomie aus, bevor das Kraut fast die gesamte Gesellschaft eroberte. Dieser Siegeszug ist mit Todesopfern verbunden, denn giftige Mai-glöckchen lassen sich, wenn sie nicht gerade blühen, nur schwer von Bärlauch unterscheiden.

Bei der Verbene, genauer Zitronenverbene, sind keine Opfer zu befürchten. Wir befinden uns gerade zu Beginn der zweiten Phase: Die Frankophilen unter Ihnen kennen sie vielleicht als Tee – Tisane à la verveine, ein entspannender Gute-Laune-Tee für den Abend. Manche Köche experimentieren mit dem Kraut, bei vielen Kräutergärtnern können Sie schon Pflänzchen kaufen. Aber noch gehören Sie als Zitronenverbene-Fan zur Avantgarde. Dabei gibt es gute Gründe, die Verbene zu verehren: eleganter Wuchs – helles Holz, schmale lange Blätter, feine weiße Blüten; und sie duftet noch frischer als Zitronen. Die Blätter der Verbene sind ungefähr so fest wie die Blätter von Salbei. Sie können diese also fein schneiden und roh über ein Gemüse oder einen Salat streuen. Sie können sie aber auch für eine Pastasauce kurz anschwitzen, in Milch für einen Grießbrei aufkochen oder sogar mit einem Holzspießchen – zusammen mit einer Schinkenscheibe – an ein Schnitzel stecken und braten, als Verbene-Saltimbocca. Würzpasten mit Verbene, Pinienkernen und Peperoni schlagen Bärlauch-Pesto um Längen.

Verbena citriodora kam als Zierpflanze aus Chile oder Peru, dort wird der Busch 5–6 Meter hoch, im Topf erreichen die Pflanzen nach einigen Jahren 1–1,5 Meter. Pflanzzeit ist im Herbst oder besser im Frühjahr. Zitronenverbenen vertragen leichte Fröste bis minus 8 °C. Nach dem ersten Nachtfrost werfen die Pflanzen ihre Blätter ab, Sie können sie dann im kühlen, dunklen Keller überwintern lassen (ab und zu gießen) – im Mai treiben die kleinen Büsche wieder aus.

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RIESENGARNELEN MIT VERBENE
200 g Bohnenkerne über Nacht in Wasser quellen lassen, abgießen, in 800 ml milder BrÜhe weich kochen – oder 400 g Bohnen aus dem Glas abgießen, abspülen und mit 100 ml Brühe aufkochen. 1 Knoblauchzehe und die Blättchen von 3–4 Verbenezweigen fein schneiden, 1 Zucchino klein würfeln. 12 geschÄlte Riesengarnelen (etwa 300 g) salzen und pfeffern. Die Garnelen in einer beschichteten Pfanne mit 2 EL OlivenÖl bei größter Hitze von beiden Seiten je 2 Minuten braten. Knoblauch, Verbene und Zucchini-würfel zugeben, 1 Minute unter Rühren mit den Garnelen braten. Mit 4 EL Weisswein ablöschen, einkochen. 1 EL ButterflÖckchen unter die Garnelen schwenken, mit den Bohnen mischen, abschmecken, anrichten. Mit Verbene dekorieren.

Gerlachs Web-Tipp:
Verbene gibt es zum Beispiel bei ruehlemanns.de