Dagmar von Cramm ist Foodjournalistin und Ernährungsexpertin. Die Diplom-Oecotrophologin und Sachbuchautorin hat sich auf die gesunde Ernährung von Schwangeren, Babys und Kindern spezialisiert und klärt auf ihrem YouTube- sowie ihrem Instagram-Kanal darüber auf.
»Ein Grund, warum gerade empfindliche Menschen Bauchschmerzen bekommen, nachdem sie Kirschen gegessen haben, ist, dass sie viel Fruktose enthalten. Wer also Fruchtzucker nicht so gut verträgt, kann davon Bauchweh und Blähungen bekommen. Und: Die Menge macht’s. Wer anfängt, Kirschen zu essen, kann so schnell nicht mehr aufhören – das geht mir jedenfalls so, einfach weil sie so gut schmecken. Die häufig große Menge an Kirschen, die verzehrt wird, führt zu einem „zu viel« an Fruktose.
Die Fruktose-Unverträglichkeit verhält sich eben nicht wie eine Allergie, die bei jedem Milligramm Fruktose ausgelöst wird, sondern sie tritt bei großen Mengen an Fruktose auf. Es fällt womöglich gerade bei Kirschen schwer, aber wer nur ein bisschen verzehrt, hat tendentiell weniger Bauchweh und Blähungen, weil es zu keiner Fruktose-Flut kommt.
Hinzu kommt, dass man Kirschen meist roh isst. Bei Obst und Gemüse ist es generell so, dass es als Rohkost schwerer verdaulich ist, als wenn es gegart wird. Denn Kochen reduziert die Keimanzahl und die Ballaststoffe quellen und werden leichter verdaulich. Bei einem Kirschkompott beispielsweise hat der Körper weniger Arbeit beim Verdauen.
Die Keime spielen gerade bei Kirschen eine große Rolle, denn von allen Steinobstsorten haben Kirschen die größte Oberfläche. Und je größer die Oberfläche, desto mehr Keime. Bei der Kirsche werden dadurch pro Gramm Frucht mehr Keime aufgenommen, als bei einer größeren Frucht oder einer Frucht, die man schält oder sogar abreibt. Die Idee, Trinken beim Kirschenessen würde die Magensäure so verdünnen, dass sie Keime nicht mehr abtöten kann, ist dagegen Unsinn.«