Was tun bei Dauerbesuch im eigenen Garten?

Weil die Nachbarn unserer Leserin keinen eigenen Garten haben, kommen sie mit ihren Kindern immer öfter bei ihr vorbei – und merken nicht, wenn sie unerwünscht sind. Gibt es eine Lösung, ohne das Zusammenleben zu vergiften?

Illustration: Serge Bloch

»Wir wohnen mit unseren Kindern (fünf und zwei Jahre) im Erdgeschoss mit eigenem Garten. ­Bekannte haben zwei Kinder im gleichen Alter und wohnen ­gegenüber, allerdings im zweiten Stock ohne Garten. Es kommt immer häufiger vor, dass sie zu uns kom­men, wenn sie uns im Garten sehen. Ungefragt betreten sie unseren Garten, wollen mitspielen, bedienen sich an unseren Spielgeräten und merken auch nicht, wenn sie unerwünscht sind. Da wir ein fast freundschaft­liches Verhältnis haben, wissen wir nicht, wie wir das Problem lösen können, ohne dass sich unsere Bekannten vor den Kopf gestoßen fühlen.« Simon W., Heppenheim

Ich kann Ihnen auf Ihre Frage antworten und spreche zugleich zu mir selbst. Eigentlich ist es doch ganz einfach. Alles zwischen Menschen ist eine Frage der Kommunikation. Und am besten für alle ist es, wenn die Grenzen immer klar ­benannt werden. Wenn also, um ein Beispiel zu nennen, jemand sagt: »Nein, heute kann ich nicht, da möchte ich gern alleine sein.« Statt eine Ausrede zu erfinden, in der Hoffnung, so niemanden vor den Kopf zu stoßen. Beispiel: »Ich weiß noch nicht, ob ich es heute Abend schaffe, ich habe erst Badminton, und dann muss ich noch bei einem Geburtstag vorbeischauen, aber wenn es danach noch nicht zu spät ist, dann komme ich auf jeden Fall!« Mit Beispiel Nummer zwei ist niemandem ge­holfen, und man riecht ja auch sofort, dass es eine Notlüge ist. Menschen, die sich so höflich herumeiernd aus der Affäre ziehen, haben nie gelernt, dass ein Nein keine Frechheit ist, nicht unhöflich, sondern ­genauso erlaubt wie ein Ja.

Möglicherweise ist einer der Gründe, aus denen ich keinen Garten habe, dass ich so nicht in Verlegenheit komme, nicht zu ­wissen, wie ich jemandem höflich zu verstehen geben kann, dass ich im Moment lieber alleine wäre. Ich kann Sie nämlich sehr gut verstehen. Wenn ich mich jetzt aber mal in die Rolle Ihrer Gäste versetze, dann wäre es mir 40 000-mal lieber, ich wüsste, wann ich störe. Dann wüsste ich ja auch, wann ich willkommen bin. Es führt kein Weg dran vorbei, dass Sie tatsächlich aussprechen, was man Ihnen offenbar nicht anmerkt (was ja auch irgendwie für Sie spricht, nur ist es natürlich blöd, wenn Sie insgeheim leiden). Ein solcher Satz könnte in Ihrem Fall folgendermaßen ­lauten: »Wir freuen uns, wenn ihr uns ­besucht, aber manchmal hätten wir den Garten auch gerne für uns allein. Wollt ihr vielleicht am Samstagnachmittag kommen, das würde sehr gut passen.«