Wohin mit ungewollten Geschenken?

Eine Leserin möchte ihren Hausstand verkleinern und verschenkt deshalb viel. Oft bekommt sie im Gegenzug kleine Aufmerksamkeiten, die sie aber ja gerade loswerden will. Was also tun?

Illustration: Serge Bloch

»Über ein Nachbarschaftsportal verschenke ich häufig Haushaltsgeräte, Bilder oder Kleidung. Nun erhalte ich von vielen netten Menschen kleine Dankesgeschenke, obwohl ich meinen Besitz ja verringern möchte und das auch ausdrücklich thematisiere. Diese Geschenke in Form von allen möglichen Tees, Brotaufstrichen, kleinen Schmuckstücken und Figuren, bemalten Steinen oder Eiern sind lieb gemeint, gefallen oder schmecken mir aber meist nicht und bewirken eine erneute Ansammlung von Besitz. Über Schokolade würde ich mich zum Beispiel freuen. Einfach zurückweisen möchte ich diese Dinge nicht, weiterverschenken klappt nur selten. Was raten Sie mir?«
Ulla M., München

Entschuldigung, wenn ich kurz nachträglich unterbreche. Brotaufstriche? Darf ich raten: vegan? Im Töpfchen mit Alu-Deckel, der sich nicht öffnen lässt, weil die Lasche kurz ist und das Töpfchen instabil? Beim simplen Ziehen an der Lasche passiert erst mal gar nichts, beim entnervten Hochreißversuch schließlich verzieht sich die runde Form des Behälters zu einem länglichen bösen Lachen. Wo wir gerade dabei sind – warum schmecken diese Aufstriche alle gleich? Egal, was draufsteht. Und zwar exakt nach dem, wonach es in jedem Biomarkt riecht. Was ist das eigentlich? Babykotze? Umgekippte Milch? Dinkelkekse?

Ich fürchte, wenn Ihnen der simple und erlösende Akt des Wegschmeißens solche Gewissensbisse bereitet, müssen Sie Ihre Wünsche sehr viel direkter in Ihrem Nachbarschaftsportal formulieren. Sie kennen doch diesen Glauben, dass das Universum einem nur beschert, was man deutlich ausgesprochen hat. Sprechen Sie es also aus! Vielmehr, schreiben Sie es: »Von Dankesgeschenken jeglicher Art bitte ich abzu­sehen – außer Schokolade.« Eine andere Möglichkeit wäre, all diese Dankesgeschenke postwendend in selbigem Nachbarschaftsportal zum Verschenken anzubieten. So würde ein ewiger Kreislauf entstehen, in dem alle Teilnehmenden – nach einer ersten winzigen Welle der Entrüstung – auf ihre Kosten kämen. Sie, weil sie das Zeug wieder loswürden, die Nachbarn, weil sie ihren geliebten Brotaufstrich wider Erwarten noch mal ihr Eigen nennen dürften (oder haben Sie insgeheim etwa den Verdacht, die wollten das Zeug am Ende auch nur loswerden?). Und wenn man das Ganze nur lange genug durchhält, ist ja auch irgendwann wieder Ostern, und was wird sich da um die bemalten Eier gerissen werden! Allerdings finde ich bei all den Gegenständen, die Sie aufzählen, herkömmliches Wegschmeißen auch eine elegante und passende Lösung.