Denn sie wissen es nicht besser

Unser Leser ist genervt davon, dass Fremde immer wieder das Aussehen seines sehr schlanken Windhundes bemängeln. Wie soll man mit solchen Kommentaren umgehen?

Illustration: Serge Bloch

»Als Besitzer eines geretteten Spanischen Windhundes ­(Galgo) wird meiner Frau und mir von Fremden oft ungefragt gesagt: Gebt dem Hund doch mehr zu fressen! Dass unser Hund rassebedingt nun mal schlank ist und laut Tierarzt in Topform, wird ignoriert. Wir schwanken, wie wir künftig reagieren sollten. Mit lächelndem Schweigen, geduldigem Er­klären oder damit, im Gegenzug ebenso ungefragt und distanzlos Ratschläge zur Frisur oder Figur der Person zurück­zugeben.« Anonym, Regensburg

In einer Zeit wie dieser, in der in bestimmten Kreisen so hysterisch darauf geachtet wird, nur ja niemandes Gefühle zu verletzen, dass aus einem Buch von Roald Dahl sogar herausredigiert wurde, dass ein fiktiver Charakter dick ist, plädiere ich hier für Gelassenheit. Immerhin handelt es sich um einen Hund. Einen sehr schönen Hund übrigens, der eine Laufgeschwindigkeit von bis zu 65 Stundenkilometern erreichen kann. Einst war diese auf die Kelten zurückgehende Rasse bei adligen Spaniern für die Hasenjagd sehr beliebt. Auch heute werden sie in Spanien noch für diese überkommene Praxis eingesetzt, zum Amüsement von Schaulustigen. Eignen sie sich nicht für die Jagd oder ist die Jagd­saison vorüber, entledigt man sich ihrer oft brutal. Zehntausende Galgos sollen jedes Jahr in Spanien ausgesetzt oder getötet werden, oft sehr grausam. Umso schöner, dass Sie einen gerettet haben.

In Deutschland ist diese Hunderasse nicht sehr bekannt. Das müssen Sie sich immer wieder vor Augen halten. Die Leute machen ihre Kommentare immerhin nicht aus Hass oder Häme, sondern weil sie es nicht besser wissen, dies aber glauben und ihrem Hund helfen wollen. Das ist bestimmt nervig, aber es ist eben auch nur das, mehr nicht.

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Von den Kontermöglichkeiten, die Sie aufzählen – Schweigen, Erklären oder Zurückschlagen –, wäre ich daher für Erklären. Sonst wird jeder Spaziergang mit Ihrem Hund zu einem Kampf, jeder Entgegenkommende zu einem potenziellen Feind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das lang­fristig glücklich macht. Wenn Sie aber, innerlich Om sagend, darüber aufklären, was für eine Rasse Ihr Hund ist und dass die immer so dünn sind, schenken Sie den Menschen neues Wissen und tun damit etwas Gutes. Sie haben sich nun mal einen sehr besonderen Hund ausgesucht und sind deshalb auch ein bisschen dessen Botschafter.