Wohin mit dem Hausstand, wenn die Mutter ins Heim kommt?

Die Kinder sind sich uneinig: Die Wohnung unangetastet lassen oder den Besitz in einem Lager verwahren? Vor allem für die selbstgemalten Bilder ihrer Mutter hätte unsere Leserin gern eine würdevollere Lösung.

Illustration: Serge Bloch

»Meine Mutter ist dement und seit März in einem Pflegeheim. Sie erinnert sich vermutlich nicht mehr an ihr Zuhause, und es ist klar, dass sie nie mehr dorthin zurückkehren wird. Noch ist ihre Wohnung unverändert, aber auf Dauer kann das so nicht bleiben. Ihr Sohn möchte nicht, dass zu ihren Lebzeiten etwas von ihren Sachen wegkommt, und will bis zu ihrem Tod alles in einem Storage lagern. Ich fände es schöner, Freunden und Bekannten die Gelegenheit zu geben, sich in ihrer Wohnung etwas auszusuchen (etwa von ihr gemalte Bilder). So ganz wohl ist mir aber dabei nicht, denn sie lebt ja noch … Sind die Sachen, vor allem ihre Bilder, im Storage, wird mit ihnen auch die Erinnerung an meine Mutter verschwinden. Was wäre wohl am ehesten in ihrem Sinne?« Brigitte B., Walldorf

In einem Punkt möchte ich Ihnen sanft widersprechen: Ich glaube nicht, dass sich Ihre Erinnerung an Ihre Mutter daran knüpft, dass ihre Sachen weiter in der Wohnung sind. Natürlich ist es ein Riesenschritt, diese aufzulösen, aber der größte Schritt ist bereits vollzogen. Ihre Mutter wohnt dort nicht mehr. Und sie wird nie wieder dorthin zurückkehren, eine Demenz schreitet ja immer weiter voran. Die Wohnung so zu lassen, als wäre Ihre Mutter nur vorübergehend fort, ist zwar absolut nachvollziehbar, aber nur sentimental (wobei das nur bitte in gedachte Anführungszeichen zu setzen ist).

Aber eigentlich lassen sich Ihre beiden Wünsche doch miteinander verbinden, denn wenn man die Sachen Ihrer Mutter bis zu deren Tod in einem Storage auf­bewahrt, schließt das ja nicht aus, dass man dann, später, wenn es denn so weit ist, Freunden und Bekannten die Möglichkeit gibt, sich etwas davon auszusuchen. Vielleicht würden die sich auch etwas ­un­behaglich damit fühlen, einen Gegenstand von jemandem zu sich zu nehmen, der noch lebt und davon nichts weiß.

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Ich glaube aber, aus Ihrer Frage noch etwas anderes herauszuhören. Sie hängen an den Bildern, die Ihre Mutter gemalt hat, und wollen nicht, dass diese in der Versenkung verschwinden. Aus irgendeinem Grund scheinen Sie diese nicht selbst haben zu wollen (oder nicht alle). Warum bringen Sie sie nicht zu Ihrer Mutter? In den meisten Pflegeheimen darf man Bilder aufhängen. Ob Ihre Mutter noch weiß, dass sie die ­Malerin ist, spielt keine Rolle. Sie können es ihr ja immer wieder erzählen, das freut sie bestimmt. So sehen Sie die Bilder bei jedem Besuch, und sie sind nicht aus der Welt.

Die Frage, was wohl im Sinne Ihrer Mutter wäre, kann leider nicht mehr eindeutig beantwortet werden. Es geht darum, was sich für die Angehörigen am richtigsten anfühlt.