Früher befand sich in der fast 100 Jahre alten Jugendstilvilla das Bürgermeisteramt, später eine Arztpraxis, heute ein Hotel. Das »Haus Norderney« ist also prädestiniert für menschliche Begegnungen. Am ersten Nachmittag erfahren der Mann und ich, dass ein weiblicher Gast von einer Heuschrecke gebissen wurde (sie behauptet das zumindest mit voller Überzeugung), ein anderer feiert im Frühstücksraum Geburtstag und bietet Torte an. Beim sehr feinen und kleinsten je erlebten Frühstücksbuffet am nächsten Morgen erkundigt sich das Paar am Nebentisch nach unserem Abend im Sternerestaurant »Seesteg«. Sie waren nämlich auch da. Grundsätzlich trifft man sich mehrmals auf Norderney. Besonders in der Nebensaison, wenn man sich die Insel mit dem überschaubar großen Ortskern mit überschaubar vielen Ostfriesland-Ultras teilt.
Den ganzen Tag könnte man im Hotel verbringen, Ostfriesentee nachgeschenkt bekommen und beobachten, wie der Wind die Äste der Bäume im Garten bewegt. Schade wäre es aber schon. Zehn Minuten Fußweg sind es bis zum Strand, mit dem Rad schafft man es in 20 Minuten zum Leuchtturm. Abends setzt man sich mit einem Glas Wein an den Kamin und freut sich mit den anderen Gästen über den Fasan, der vorhin im Garten gelandet ist. Oder, wenn man mal eine soziale Auszeit braucht, man trägt sich in eine Liste ein – und verzieht sich in die Sauna im Keller, die hat man dann ganz für sich allein.
Hotel Haus Norderney
Janusstr. 6
26548 Norderney
Tel. 0049/4932/22 88
DZ inkl. Frühstück ab 169 Euro/Nacht