Wer nach Norditalien fährt, reist normalerweise nach Venedig, Verona oder gleich bis Florenz. Dabei reicht schon eine Viertelstunde Busfahrt vom Bahnhof zum Hotel, um sich in das Flirren von Bologna zu verlieben. Der Blick folgt den knatternden Vespas und bleibt an den vielen Arkaden-Bars hängen, in die man später definitv reinwill. Schließlich ist Bologna nicht nur für eine europäische Hochschulreform oder Ragù alla Bolognese berühmt, das man hier unbedingt mit Tagliatelle isst, sondern auch für seine Laubengänge, die zusammengerechnet eine Strecke von rund 40 Kilometern ergeben.
Angekommen an der Haltestelle Giardini Margherita, folgt man dem Jasminduft durch das elegante Wohnviertel Murri und steht vor der »Villa Gotti«, einem imposanten Beispiel des italienischen Rationalismus. 1933 vom jüdischen Architekten Enrico De Angeli geplant (der den Faschismus überlebte und nach dem Krieg nur wenige weitere Gebäude in Bologna baute), wurde das Familienanwesen kürzlich um ein Bed-and-Breakfast erweitert. Erweitert, weil die Familie weiter im Dachgeschoss wohnt. Das macht den Besuch zu einer recht persönlichen Angelegenheit, und so plaudert der Schwiegersohn und Gastgeber José Rodriguez Garrido beim Frühstück erst die Gewohnheiten schrulliger Nachbarn aus, dann zeigt er stolz die Skizzen von De Angeli und erzählt, mit welcher Hingabe die Familie seiner Frau die denkmalgeschützte Villa renoviert habe. Der empfindliche Linolboden, das Rundfenster mit den feinen Profilen! Es hat sich gelohnt.
Villa Gotti
Via Vittorio Putti, 22
40136 Bologna, Italien
Tel. 0039/051/354 83 61,
DZ inkl. Frühstück ab 79 Euro.