Bühnenreif

Nicht in, aber vor der Oper in München waren diesen Sommer interessante Aufführungen zu sehen.

Auf Hochtouren: Seidencarrés »Tapis de Selle« und »Les Roues de Phaéton« von Hermès.

Foto: Sophie Green

Die Oper in München blieb diesen Sommer geschlossen, aber dafür wurden die Stufen vor der Tür bewirtschaftet. Also saßen an schönen Augustabenden feine Menschen mit ebensolchen Halstüchern vor dem hohen Haus und schauten sich bei einem Glas Wein ein bisschen die Altstadtkulisse an. War gar nicht übel! Außerdem kamen, wenn es langweilig zu werden drohte, sogenannte Autoposer vorbei. Autoposer erkennt man an ihren aufwendig geputzten Autos, die etwas lauter sind als üblich, etwas tiefergelegt als gesund und gern bis zum letzten Platz mit erregten jungen Herren gefüllt. Sie bogen mit Schwung von der Maximilianstraße ab und zogen direkt vor der besetzten Treppe eine schneidige Kurve, manche ließen die Reifen rauchen, den Motor heulen oder drehten zum Abschied die Musik auf. Dann fuhren sie wieder zurück nach Cham oder Dingolfing. Rauch, Musik, Heulen, dramatischer Abgang, und das alles vor großer Kulisse – es war schon auch Oper, was da diesen Sommer stattgefunden hat.