Keine Sorge, wird gleich verraten, was das für bunte Dinger sind. Doch vorher die besten (aber falschen) Antworten einer Umfrage im Büro: exotische Früchte (sagt ein Kollege), Hipster-Pralinen (meint eine Kollegin), die Muster von Siebzigerjahre-Tapeten (behauptet ein Grafiker).
Es sind Golfbälle. Der US-Künstler James Friedman hat sie in der Mitte durchgesägt und fotografiert. Herausgekommen ist eine Bilderserie, die auf vielen Ebenen interessant ist. Erst einmal wundert man sich über die Farbenpracht, die sich hinter der langweiligen Hülle versteckt wie ein aufregender Club in einer tristen Tiefgarage. Von außen sind die Golfbälle ja alle gleich: ummantelt von einer Schicht aus Kunststoff, mit kleinen runden Dellen (Fachbegriff: Dimples) übersät, die dafür sorgen sollen, dass der Ball gut fliegt. Das Gewicht der Bälle ist exakt geregelt: Höchstens 45,93 Gramm darf laut Deutschem Golf Verband ein Ball schwer sein, der bei einem Turnier zum Einsatz kommt.
Womit ein Golfball gefüllt wird, steht den Herstellern aber frei. Und die Querschnitte von James Friedman zeigen: Sie sind sehr einfallsreich. Das sind sie mit ihren Golfbällen schon lange. Schon im Mittelalter wurde Golf gespielt, damals waren die Bälle aus Holz. Doch deren Flugbahn war oft unvorhersehbar. Also begann ein bis heute andauerndes Experiment: die Suche nach dem perfekten Golfball. Er muss leicht sein, stabil in der Luft und hart im Nehmen. Bälle aus Gänsefedern und Leder waren im 17. Jahrhundert beliebt – aber auch sehr teuer. Nachdem im Jahr 1656 auf einer fernen Halbinsel in Südostasien ein Baum namens Guttapercha entdeckt worden war, aus dessen Harz sich feste, aber leichte Kugeln formen ließen, waren Golfbälle so ziemlich das Erste, was daraus hergestellt wurde. Das Problem: Kein Ball glich dem anderen. Also mussten Kunststoffe her. Doch welche?
Jetzt ging die Suche wieder los – und endete bei Hartgummi, manchmal auch mit einem Kern aus Druckluft und bis zu sechs verschiedenen Schichten. Der Marktführer Titleist hat Anfang des Jahrtausends für mehr als 100 Millionen Dollar eine Golfballfabrik bauen lassen und beschäftigt weltweit 1500 Mitarbeiter. Der meistverkaufte Ball der Firma, das Modell Pro V1, kostet rund vier Euro pro Stück, sein genauer Inhalt ist ein Firmengeheimnis. Nur so viel wird verraten: Pro Ball sind 120 Arbeitsschritte nötig, inklusive Röntgen und Wiegen. In San José, Kalifornien, steht eine Testanlage, dort schlagen Roboter jeden Tag Golfbälle zu Testzwecken über den Rasen, damit jedes Material, jede Veränderung der Außenhülle sofort analysiert werden kann. Ganz schön viel Aufwand für ein Spielgerät. Vor allem, wenn man bedenkt, was mit mehr als 300 Millionen von ihnen jedes Jahr passiert: Sie landen im Wasser oder unauffindbar im Gebüsch.
Fotos: James Friedman