»Ich frage mich, wer mich eines Tages beerdigen wird«

Debbie Harry, die Sängerin der Band Blondie, verbringt schon ihr halbes Leben mit demselben Mann, dem Gitarristen Chris Stein - dabei sind sie schon seit 25 Jahren kein Paar mehr. Ein Gespräch mit den Unzertrennlichen über gemeinsame Heroinjahre und ewige New Yorker Helden, über das Geheimnis lebenslanger Freundschaft und die Schwierigkeit, mit fast 70 noch mal einen Mann zu finden.

SZ-Magazin: Frau Harry, Herr Stein, Sie waren 15 Jahre lang ein Paar. Vor langer Zeit haben Sie sich getrennt, aber Sie reisen bis heute zusammen, spielen in einer Band, geben Interviews am liebsten zu zweit. Wie nennen Sie Ihre Beziehung?
Debbie Harry:
Ich würde sagen: Wir kommen gut miteinander aus.
Chris Stein: Wir sind Freunde. Wir streiten uns selten. Manchmal ärgern wir uns, aber nett.
Debbie Harry: Chris ist mein bester Freund. Ich liebe ihn, er ist ein toller Mann.

Hat eine Freundschaft, die aus einer Liebesbeziehung entsteht, Vorteile gegenüber anderen Arten von Freundschaft?
Debbie Harry:
Natürlich. Man kennt sich ja ganz anders. Viel intensiver.

Es kommt aber gar nicht so oft vor, dass Ex-Partner beste Freunde bleiben.
Chris Stein: Doch, Frieda Kahlo und Diego Rivera haben sich gestritten und getrennt und sind wieder zusammengekommen. Wir zwei gehen allerdings sanfter miteinander um.

Kommt es vor, dass Sie den anderen ansehen und denken, seltsam, dass wir Freunde sind?
Debbie Harry:
Es war unschön, als wir uns getrennt haben. Aber wir haben die Wertschätzung füreinander behalten. Die Arbeit hat uns verbunden, über die Liebesbeziehung hinaus. Darum hat jeder von uns gelernt, nachzugeben und dem anderen den Vortritt zu lassen.
Chris Stein: In den meisten Beziehungen geht es gegen Ende darum, wer recht hat und wer nicht. Das ist zerstörerisch. An den Punkt sind wir nie gekommen. Unsere Arbeitsbeziehung hätte das nicht zugelassen.

Warum haben Sie sich überhaupt getrennt?
Debbie Harry:
Wir waren überstrapaziert damals, das hat uns auseinandergebracht.

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Bei Ihnen, Herr Stein, wurde im Jahr 1983 eine lebensbedrohliche Autoimmunkrankheit diagnostiziert. Sie, Frau Harry, haben ihn drei Jahre gepflegt.
Debbie Harry: Die Krankheit war nicht der Trennungsgrund. Eher, dass wir heftig Drogen konsumiert haben. Wir waren ziemlich fertig.
Chris Stein: Und dann haben wir mit den Drogen aufgehört.
Debbie Harry: Es war alles sehr kompliziert.
Chris Stein: Totales Chaos.

Sie sagen das so locker: mit den Drogen aufgehört. Wie haben Sie das geschafft?
Chris Stein:
Ich habe einfach keinen Sinn mehr darin gesehen, Drogen zu nehmen.
Debbie Harry: Ich auch nicht. Ich habe mich gefragt, was mache ich hier eigentlich?

Aber so einfach ist es doch nicht.
Debbie Harry: Wenn man begreift, wie unnütz es ist, Drogen zu nehmen, widern sie einen an. Du hast nicht einmal mehr den Kick. Aber natürlich ist es nicht so einfach, sich von einer Sucht zu befreien. Es dauert seine Zeit.
Chris Stein: Ich mochte Kokain sowieso lieber als Heroin. Heroin macht dich einfach nur müde, und dann kannst du trotzdem nicht schlafen. Dieser Halbschlaf hat mich wahnsinnig gemacht. Kokain-Entzug ist auch leichter.
Debbie Harry: Man könnte sagen, dass wir aus den Drogen rausgewachsen sind.

Haben Sie das ohne Hilfe geschafft?
Debbie Harry:
Nein. Wir hatten Glück, wir sind zufällig in ein Forschungsprogramm des New York Hospital geraten. Es war zwar eigentlich für Jugendliche gedacht, aber die Ärzte haben uns trotzdem in ihr Experiment aufgenommen. Wir mussten erst entgiften, dann bekamen wir Methadon.

Methadon macht auch abhängig. Und der Entzug soll noch härter sein als der von Heroin.
Debbie Harry:
Das Programm war sehr klug konzipiert: Man wusste nicht, wie viel Methadon man bekam.
Chris Stein: Oder ob überhaupt welches.
Debbie Harry: Als ich nach einer Weile zu den Ärzten ging, um zu fragen, ob wir die Dosis langsam senken sollen, sagten die mir, dass ich schon seit drei Monaten völlig drogenfrei bin. Ich habe also drei Monate lang nur gedacht, ich würde Methadon bekommen. Und mir hat nichts gefehlt.

Bei Ihnen in New York um die Ecke hat der Schauspieler Philip Seymour Hoffman gewohnt, der gerade an Drogen gestorben ist. Denken Sie in solchen Momenten daran, dass Sie auch leicht so hätten sterben können?
Debbie Harry:
Natürlich, da erschrickt man.
Chris Stein: Robert Vineberg, der Mann, der wegen Hoffmans Tod verhaftet wurde, ist ein enger Freund von uns.  

Er war sein Dealer?
Chris Stein:
Er ist in erster Linie selber süchtig. Vielleicht hat er ein bisschen was verkauft, um seinen eigenen Konsum zu finanzieren. Die beiden kannten sich. Er hatte Hoffmans Nummer im Telefon. Die Polizei hat nach Leuten gesucht, die sie festnehmen kann. Es ist immer dasselbe: Die kleinen Fische kriegen sie, die großen nicht.
Debbie Harry: Wenn jemand an Drogen stirbt, denke ich daran, dass mir das leicht hätte passieren können. Aber wer weiß schon, was in Philip Seymour Hoffmans Leben wirklich los war? Viele Leute tragen eine irre Wut in sich und wissen es nicht. Manche projizieren sie auf die, die ihnen nahestehen. Andere richten sie gegen sich selbst.

War das Ihr Grund für die Drogen?
Debbie Harry:
Ja, ich wusste schon in jungen Jahren, dass ich sehr wütend war.

Warum waren Sie wütend?
Debbie Harry:
Weil ich verlassen wurde. Ich habe früh erfahren, dass meine Eltern mich adoptiert hatten. Aber damit habe ich mir mein ständiges Gefühl der Verlassenheit auch nicht richtig erklären können. Es wäre sicher besser für mich gewesen, schon als Kind in irgendeine Art von Therapie zu gehen. Als Kind ist man ja wehrlos. Ohnmächtig. Diese Gefühle nimmt man mit ins spätere Leben, und das wird oft zur Belastung. Aber da muss man ja auch erst mal dahinterkommen!
Chris Stein: Andere Möglichkeit: Man versteht zwar, was los ist, kommt aber trotzdem nicht raus aus den Mustern.
Debbie Harry: Genau. Und Sucht ist eins dieser Verhaltensmuster.

Waren Sie als Kind auffällig?
Debbie Harry: Ich habe mich immer gefühlt, als würde ich mich verstellen. Damit niemand sieht, was ich wirklich bin: ein ungewolltes Kind. Man durfte ja auch nicht fragen oder herausfinden, wer diese Menschen waren, die einen zur Adoption freigegeben hatten!

Sie haben aber Ihre leibliche Mutter später ausfindig gemacht, nicht wahr?
Debbie Harry:
Ja. Sie wollte nichts von mir und hat jeden Kontakt abgelehnt.

Schmerzhaft?
Debbie Harry: Ach, nicht so schlimm. Ich war alt genug, selbstständig, hatte Erfolg, ein interessantes Leben. Ich war enttäuscht, mehr nicht. Ich dachte eigentlich auch nur, ich sollte vielleicht wenigstens versuchen herauszufinden, wer meine Eltern waren, weil sich die Gesetze geändert hatten und man es herausfinden konnte.

Hatten Sie gehofft, etwas nachholen zu können?
Debbie Harry:
Ich hatte nicht gehofft, etwas zu bekommen. Ich hatte etwas zu geben.

Gibt es Dinge in Ihrem Leben, die Sie beide bedauern?
Chris Stein:
Natürlich. Das Bedauern ist ein Teil des großen Kreislaufs. Wenn es das Bedauern nicht gäbe, würde man kein Glück empfinden.

»Ich würde mich gern noch mal verlieben. «

Die Sonnenbrille trägt Chris Stein fast immer. Debbie Harry erklärt, sie sei geschliffen. Und er gibt zu, dass sie seine Augenringe verdeckt.
Vermissen Sie manchmal die wilden alten Zeiten?
Debbie Harry:
Bitte lachen Sie nicht, aber: Ja. Die Unschuld, die man noch hatte damals. So wie man ja auch die Unschuld der Kindheit vermisst.

Jetzt kommt die Partyfrage: Wenn Sie noch mal 25 sein könnten - würden Sie lieber all das wissen, was Sie heute wissen, oder nichts wissen, wie damals?
Debbie Harry:
Nichts wissen! Alles neu erleben!
Chris Stein: In einer Geschichte von Uspenski, dem russischen Kinderbuchautor, geht der Held zum Zauberer und sagt, wenn du mich zurückschickst in mein früheres Leben, werde ich alles besser machen. Der schickt ihn zurück, und er macht alles wieder ganz genauso - obwohl er genau weiß, was passiert! Ich glaube, ich würde trotzdem ungern alles noch einmal ohne das Wissen von heute erleben.
Debbie Harry: Noch schlimmer wäre es aber doch, zurückzugehen, alles zu wissen und jede Menge andere Fehler zu machen. Dann wäre ja klar: Du bist ein Idiot.

Frau Harry, Sie haben mal gesagt, Sie seien immer dahin gegangen, wo die Gefahr ist. Was reizt Sie daran?
Debbie Harry:
Es ist ein bisschen interessanter dort, finden Sie nicht? Wenn man versucht, kreativ zu sein, kann man es sich nicht so bequem wie möglich machen.

Wo suchen Sie heute nach der Gefahr?
Debbie Harry:
Ach, heute muss ich nicht mehr suchen, ich habe genug erlebt. Wenn ich wollte, dann vielleicht … in Beirut? In Kiew? Vielleicht war es auch nur ein großspuriger Spruch von mir: das viel beschworene Leben am Abgrund.
Chris Stein: Wir dürfen es doch zugeben: Man wird ruhiger mit dem Alter.

Die größte Gefahr in Ihrem Leben, Frau Harry, war vielleicht die Begegnung mit dem Serienmörder Ted Bundy, der in den Siebzigerjahren in mehreren US-Bundesstaaten mindestens 28 Frauen tötete.
Debbie Harry:
Aber ich wusste damals natürlich nicht, dass er das ist, er war noch nicht entdeckt. Ich war nachts in New York per Anhalter unterwegs, ein Mann hat mich mitgenommen. Ich sah, dass keine Türgriffe im Auto sind und keine Fensterheber. Die gesamte Verkleidung war rausgerissen. Ich dachte, oh, oh, hier stimmt was nicht. Das Fenster auf meiner Seite war einen Spalt offen, ich habe die Tür von außen aufgemacht und mich aus dem Wagen geworfen.
Chris Stein: Aber wir wissen nicht, ob es wirklich Ted Bundys Auto war.
Debbie Harry:
Sein Auto wurde später genauso beschrieben! Und der Mann in dem Wagen hat ganz eigenartig gestunken. In dem Artikel, den ich später über Bundy gelesen habe, stand etwas vom Geruch der Schizophrenie. Da habe ich gedacht, verdammt, er war’s. Sein Geruch war furchteinflößend. Den habe ich gespürt wie ein Tier. Ich hätte alles getan, um aus dem Auto so schnell wie möglich rauszukommen. Als ich auf der Straße lag, wusste ich, dass ich einer großen Gefahr entkommen war.

Viele Ihrer alten Weggefährten, Gefahrensucher wie Sie, sind heute tot.
Chris Stein:
Wenn wir Fotos angucken, wird uns erst bewusst, wie viele unserer Freunde nicht mehr leben. Dee Dee Ramone. Der Gitarrist von Devo, Bob Casale. Arturo Vega, der das Logo der Ramones entworfen hat.
Debbie Harry: Wir haben oft darüber gesprochen, was für tolle Musik Johnny Thunders wohl heute machen würde, wenn er noch leben würde. Oder Jeffrey Lee Pierce.
Chris Stein:
Und der gute alte, verrückte Johnny Ramone. Eine Zeitlang war ich der Einzige, der seine Telefonnummer hatte. Die anderen aus der Band mussten mich anrufen und sagen, bitte ruf Johnny an. Die hatten ja ständig Stress miteinander.
Debbie Harry: Aber ein paar leben noch. Und die treffen wir ab und zu. Dann ist es sofort sehr vertraut. Als wäre man zusammen auf der Schule gewesen.
Chris Stein: Neulich erst habe ich Richard Hell auf der Straße getroffen. Er schreibt jetzt. Nach der Zeit bei der Band Television hat er sich als Autor etabliert. Glenn O’Brien treffen wir oft, der früher Mitglied von Andy Warhols Factory war und über all unsere Bands geschrieben hat. Oder Tom Verlaine. Dick Manitoba. Die alte Clique halt.

Wenn Sie das New York von heute mit dem von damals vergleichen, was hat sich verändert?
Debbie Harry:
Damals kamen Künstler nach New York, um andere Künstler kennenzulernen. Sie wollten ein Teil der Stadt werden. Heute kommen junge Leute für ein paar Jahre nach Manhattan, um so eine Art New-York-Experience zu machen. Ihre Eltern kaufen ihnen ein Apartment, sie gehen in Clubs und schöne Restaurants und dann verlassen sie die Stadt wieder. Sie geben der Stadt nichts, sie nehmen nur etwas mit.  
Chris Stein: Oder die Leute wollen Geld verdienen an der Kunst, die in der Stadt entsteht. Damals hat sich niemand für Geld interessiert, weder wir Musiker noch die Künstler. Jackson Pollock hat es kein bisschen interessiert, ob er Geld verdient. Er wollte seine Bilder malen.
Debbie Harry: Heute ist New York absurd teuer. Immerhin, wer herkommt, kann vielleicht in Williamsburg wohnen.
Chris Stein: Da haben sie gerade das erste unbezahlbare Hotel eröffnet. Es ist traurig. Wir hätten gern das New York aus dem Film Taxi Driver zurück. Lou Reed hat einen Film darüber gemacht, wie schlimm er es in New York fand. Aber er musste da bleiben, weil er es überall sonst noch viel schlimmer fand.

Empfinden Sie das auch so?
Debbie Harry:
Es gibt trotz allem Augenblicke, da weiß man: Das ist New York. Neulich saß ich im Taxi, da überquerte eine unglaubliche Frau die Straße. Sie war von oben bis unten kunterbunt angezogen, trug einen Schutzschild aus Plastik vor dem Gesicht und in dem Einkaufswagen, den sie schob, waren Kleider in allen Regenbogenfarben. Wundervoll. New York war mal die Stadt der exzentrischen Menschen. Wenn das heute ab und zu noch aufblitzt, freut mich das.

Sind Sie sicher, dass es kein Filmdreh war?
Debbie Harry:
Sie sah echt aus. Vielleicht sollte ich auch so einen Schutzschild aus Plastik vor meinem Gesicht tragen.
Chris Stein: Das Problem von New York ist heute: Jeder ist ein Hipster oder hält sich dafür. Alle Jungs tragen diese albernen Bärte. Es gibt keine Subkultur mehr.

Entsteht in der Popkultur noch etwas, was Sie überrascht?
Chris Stein:
Als Wendy O. Williams mit den Plasmatics damals halb nackt auf der Bühne Autos in die Luft jagte, hat das provoziert. Heute zuckt man mit den Achseln und sagt, ach ja, bei den MTV-Awards hat eine ihre Titten gezeigt.
Debbie Harry: Nur eine Frage der Zeit, bis Pink mit einer Kettensäge auf die Bühne kommt.
Chris Stein: Man weiß nicht, was einen überhaupt noch provozieren könnte. Das Letzte, was mich schockiert hat, war Chris Burdon, der sich bei einer Performance aus einer Entfernung von fünf Metern in den Arm schießen ließ. Das muss 1971 gewesen sein. Wie soll man das toppen?

Was wären Sie, wenn nicht Musiker?
Chris Stein:
Ich denke, ich hätte Polizist werden sollen.
Debbie Harry: Oh Gott, das ist seine neueste Obsession.
Chris Stein: Aber nur, weil ich die Serie True Detective so genial finde, mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson. Brillant!
Debbie Harry: Ich sage manchmal, dass ich gern Maklerin wäre. Obwohl das natürlich eine groteske Vorstellung ist.
Chris Stein: Finde ich gar nicht. Jeder in New York würde gern eine Wohnung von dir vermittelt bekommen.
Debbie Harry: Ich habe das Gefühl, ich war in jedem Haus schon mal. Oder zumindest in einem Haus pro Block. Manhattan ist ja so klein.

Sehen Sie sich in Ihrem New Yorker Alltag viel?
Debbie Harry:
Wir sind ständig in Kontakt. Sehen uns, telefonieren, schreiben uns Mails.
Chris Stein: Ich bin seit 1999 verheiratet und habe zwei Kinder, die noch klein sind. Mädchen, acht und zehn. Das ist zeitintensiv.

Frau Harry, hätten Sie gern Kinder gehabt?
Debbie Harry:
Wenn ich Chris ansehe - so ein Leben würde mich fertigmachen. Aber ich bin gern Tante Debbie. Ich schminke seine Töchter, wenn sie vor dem Konzert in die Garderobe kommen, dann gehen wir zusammen raus, sie sind unglaublich stolz. Aber manchmal frage ich mich, wer mich eines Tages beerdigen wird.
Chris Stein: Da wird sich jemand finden.
Debbie Harry: Klar. Blöder Gedanke. Auf jeden Fall hatte ich nie diesen berühmten Kinderwunsch, von dem viele Frauen sprechen.
Chris Stein: Unsere Karriere war unser Kind.
Debbie Harry:
Oh, ein neuer Spruch.

Wie sind Ihre späteren Partner damit umgegangen, dass Sie einander so nahestehen?
Chris Stein: Es braucht schon Toleranz.  
Debbie Harry: Als Chris seine jetzige Frau Barbara kennenlernte, war sie misstrauisch und hat versucht, möglichst viel mit dabei zu sein, damit sie sicher sein konnte, dass nichts passiert. Aber mittlerweile sind wir auch befreundet. Sie versteht unsere Freundschaft.

Sie sind weit gekommen. Was wünschen Sie sich noch vom Leben?
Debbie Harry:
Ich würde mich gern noch mal verlieben.

Sie sind im Moment Single?
Debbie Harry:
Ja. Ich habe zwar gelegentlich mal ein Rendezvous. Aber es gibt nicht viele Männer in meinem Alter, die frei sind.
Chris Stein: Du hast es doch auf match.com probiert.
Debbie Harry: Aber das nervt. Man möchte doch kein Netz auswerfen und dann gucken, was man so eingefangen hat. Ich sage Ihnen, die guten Männer in meinem Alter sind vergeben.

Glauben Sie, Sie würden auch zusammen hier sitzen, wenn Sie sich nicht getrennt hätten?
Debbie Harry:
Ist es das wert, darüber nachzudenken? Vielleicht streiten wir weniger, seit wir Freunde sind.
Chris Stein: Wir haben uns doch gar nicht viel gestritten.

Blondie
Debbie Harry (*1945) und Chris Stein (*1950) gründeten 1974 die Band Blondie, deren Hits wie »Heart Of Glass« und »Call Me« eine ganze Generation begleiteten. Die Musiker der Band entstammten dem Umfeld des legendären New Yorker Clubs CBGB, Debbie Harry war mit Andy Warhol und der halben Kulturszene der Stadt befreundet, zuvor hatte sie unter anderem als Bunny in Playboy-Clubs gejobbt und in Folkbands gesungen. Harry und Stein wurden ein Paar, lösten die Band aber auf, als Stein für mehrere Jahre schwer erkrankte. Blondie fanden sich Ende der Neunzigerjahre wieder zusammen. Anfang Mai erscheint ein neues Blondie-Album mit dem Titel  »Ghosts Of Download«.


Fotos: F. Scott Schafer/dpa; Getty