Wie beansprucht man Macht, Aminata Touré?

Die Grünen-Politikerin im Interview ohne Worte über die Unvernunft, ihren Umgang mit Hasskommentaren und die Frage, ob sie mit Rechten redet.

Geboren: 15. November 1992 in Neumünster                                             Beruf: Politikerin                                                                                   Ausbildung: Politik- und Französischstudium in Kiel und Madrid        Status: Fresh

Aminata Touré vereint einiges, was man in der deutschen Politik eher nicht erwarten würde: Sie ist afrodeutsch, stilvoll gekleidet und geht raffiniert mit sozialen Medien um. Auf Instagram postete sie zum Beispiel ein Video, in dem sie sich für die Vereidigung die Haare macht und zu Melvitto tanzt. In ihrer Biografie steht dort seit Kurzem: Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung in Schleswig-Holstein – dabei ist die Grünen-Politikerin erst 29 und sogar fünf Tage jünger als die ehemalige CDU-Nachwuchshoffnung Philipp Amthor. Touré sucht Verantwortung und beschreibt sich als Machtpolitikerin. Macht müsse man beanspruchen, sagt sie, anders gehe es gar nicht.

Vor den Landtagswahlen im Mai war sie es, die der Finanzministerin Monika Heinold vorgeschlagen hat, als Spitzenduo zu kandidieren. Am Ende landeten ihre Grünen auf Platz zwei – vor der SPD. Tourés Eltern waren ein Jahr vor ihrer Geburt aus Mali nach Deutschland geflohen, sie selbst wurde erst mit zwölf deutsche Staatsbürgerin. Auf die Frage, ob sie für immer in der Politik bleiben wolle, sagt sie: »Nö, ich werde Politik nicht mein Leben lang machen, das weiß ich ­sicher.« Zuletzt hat sie das Buch Wir können mehr sein. Die Macht der Vielfalt publiziert – für Menschen, sagt sie, von denen sie es »cool« fände, wenn sie auch in die Politik gingen.