Warum läuft Frauenfußball immer am Nachmittag?

Die Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Interview ohne Worte über sexistische Kommentare, unbeliebte Aufwärmübungen und die Frage, ob sich homosexuelle Fußballer outen sollten.

Martina Voss-Tecklenburg

Geboren: 22. Dezember 1967 in Duisburg
Beruf: Fußballtrainerin 
Ausbildung: Abitur, Ausbildung zur Fußball-Lehrerin 
Status
: Bundes-Martina

»Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.« Ein berühmtes Zitat, mit dem der DFB im Jahr 1955 das Verbot des Frauenfußballs begründete und erst 15 Jahre später aufhob – Martina Voss-Tecklenburg war damals zwei Jahre alt. Ein halbes Jahrhundert später treffen wir die Trainerin der deutschen Frauennationalmannschaft in ihrem Wohnzimmer. An der Wand hängen etliche Trophäen, sechsmal deutsche Meisterschaft, viermal DFB-Pokal, vier Europameisterschaften und die Vize-Weltmeisterschaft 1995. Voss-Tecklenburg spielte bis zur D-Jugend mit Jungen, wechselte dann zur Mädchenmannschaft nach Duisburg, bestritt 125 Länderspiele, heiratete den langjährigen Fortuna-Düsseldorf-Vorstand Hermann Tecklenburg – Trauzeuge: Reiner Calmund – und beendete ihre Karriere 2003 mit dem einzigen Eigentor ihrer Laufbahn. Ach ja, als die Männer bei der EM 2021 im Spiel gegen Ungarn gerade noch das Achtelfinale erreicht hatten, habe ihr Jogi Löw eine Nachricht geschrieben. Da habe sie ihn schon gefragt, warum er nicht schon früher, sondern erst in der zweiten Halbzeit auf eine Viererkette umgestellt habe. Wenn das der DFB-Präsident von 1955 wüsste.