Wer sich ein Raumschiff aus der Portokasse kaufen könnte, der kann sich auch die Ausstattung seiner Astronauten etwas kosten lassen. Am vergangenen Samstag schickte das vom Unternehmer Elon Musk geleitete Raumfahrt-Unternehmen SpaceX seine erste bemannte Rakete zur Internationalen Raumstation ISS. Darin: Die beiden Astronauten Douglas Hurley und Robert Behnken in Superheldenanzügen.
Die von SpaceX entworfenen Raumanzüge schützen ihre Träger nicht nur im Fall von Druckverlust, sie sorgen auch für Kühlung, beinhalten Kommunikationsmittel sowie Hörschutz und sind feuerresistent. Anzug, Helm und Handschuhe wurden alle im eigenen Firmensitz in Portland, Kalifornien, entwickelt – im selben Gebäude wie Rakete und Raumschiff selbst. Im Twitter-Video erklärt Chris Trigg, seinerseits Space Suits and Crew Equipment Manager bei SpaceX, die Astronauten müssten sich beim Hinsetzen in der Raumkapsel nur anstöpseln, der Anzug würde dann alles weitere selbst übernehmen („The suit kind of takes care of itself from there“).
Erinnern Sie sich noch an den zeitweise trendigen Begriff der »Wearable Tech«, also der tragbaren Technik, in der einige BranchenexpertInnen ein paar Jahre lang die Zukunft der Mode sahen, die sich aber irgendwie nie so recht durchsetzen wollte? Da haben wir sie.
Und das Ganze klingt nicht nur technisch nach James-Bond-Ausstattung, es sieht auch ähnlich heroisch aus. Das Design folgt der futuristisch-zurückgenommenen Ästhetik, auf die Musk auch bei Tesla setzt. Der Minimalismus der strahlenweißen Anzüge wird nur von grafischen Nähten sowie dem NASA-Schriftzug auf der Brust unterbrochen. Der Schnitt ist verhältnismäßig körpernah, wobei die dunkelgrauen Einsätze und überlappenden Schulterpolster den Eindruck des breitschultrigen Superhelden-Ideals noch verstärken.
Und dieser Effekt kommt nicht von ungefähr. Für das Design der Space Suits holte sich Elon Musk den Kostümdesigner Jose Fernandez ins Haus, der bereits an der Ausstattung von Sci-Fi- und HeldInnenfilmen wie "Batman vs. Superman", „Fantastic Four", „Wonderwoman" und "X-Men II" beteiligt war und außerdem die Helme für das berühmte Inkognito-Musikduo Daft Punkt sowie deren komplette Grammy-Looks 2014 kreierte. Als er von SpaceX angefragt wurde, dachte Fernandez zunächst, es handele sich hierbei ebenfalls um einen Film. Immer wieder soll Musk zu ihm gesagt haben: »Jeder sieht in einem Smoking besser aus – egal, welche Größe oder Figur man hat«, das Ziel sei daher gewesen, dass auch der Raumfahrtanzug seine Träger besser aussehen lasse, als je zuvor.
Klar: Wenn die Raumfahrt zu einer Aktivität von Privatunternehmen wird, so haben diese auch ein natürliches Interesse daran, ihre AstronautInnen attraktiv aussehen zu lassen. Raumfahrtanzüge hatten zwar schon immer etwas Heldenhaftes, doch gegen die hochtechnologischen SpaceX-Designs sieht die Crew von »Armageddon« eher aus wie verlorene Michelin-Männchen.
Kürzlich kündigte Hollywoodstar Tom Cruise an, mit der NASA den ersten im All gedrehten Film produzieren zu wollen und sich dabei von Musks Unternehmen Hilfe zu holen – auch dafür dürften die SpaceX-Suits gerade richtig sein.
Ob auch diese irgendwann kommerziell vertrieben werden, ist unklar – im SpaceX-Shop befinden sich aktuell nur sehr untechnologische Kleidungsstücke wie ein »Occupy Mars«-T-Shirt und Musk selbst noch in seiner selbstverordneten Twitterpause. (Will er die Welt und sich selbst zu Hochzeiten der #Blacklivesmatter-Proteste vor seinen oft fragwürdigen Tweets schützen? Lernt er weiterhin den Namen seines Neugeborenen Kindes »X Æ A-12« auswendig?) Solange warten wir gespannt, was Musk-Konkurrent und Amazon-Gründer Jeff Bezos sich für sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin modisch so ausdenkt.
Wird getragen von: Buzz Lightyear, Major Tom, Raumfahrt-FanatikerInnen
Wird getragen mit: genügend Sauerstoff
Nicht verwechseln mit: Tesla, Daft Punk