Kann man Freunden große Geldgeschenke machen?

Unser Leser möchte einer Freundin vor seinem Tod eine große Summe vermachen. Könnte sie dieses Geschenk als unangemessen empfinden?

Illustration: Serge Bloch

»Meine Tage sind gezählt (poetisch umschrieben), und ich würde gerne einer sehr guten Freundin vor meinem Tod ein Geldgeschenk machen. Der Betrag beläuft sich auf 20.000 Euro. Die Freundin macht sich nicht viel aus Geld und arbeitet in einem sozialen Beruf. Ich frage mich nun, ob mein Geschenk als aufdringlich beziehungsweise unangemessen empfunden ­werden könnte.« Helmut K., Augsburg

Ihre Frage ist sehr berührend. Es geht hier also, wenn man so will, um Ihr Abschiedsgeschenk. Ein letzter Gruß vor dem Tod (unpoetisch beim Namen ­genannt). Sie wollen Ihrer guten Freundin eine gar nicht mal so kleine finanzielle Aufmerksamkeit zukommen lassen, fürchten sich jedoch vor ihrer Reaktion. Sie wollen sie nicht in eine unangenehme Lage bringen. Ihr womöglich das Gefühl aufzwingen, sich übertrieben dankbar zeigen zu müssen. Oder sich aus einem Grund bedacht zu fühlen, der ihr falsch vorkommt. Denn wenn es so käme, wäre Ihr Verhältnis dann nicht für immer belastet? Oder jedenfalls für die Zeit, die Ihnen beiden noch gemeinsam auf diesem Planeten bleibt?

Ich würde Sie gerne fragen, was dagegen spricht, mit diesem Geschenk bis nach ­Ihrem Tod zu warten. Ich glaube, dann ­hätte eine solche Geldzuwendung auf jeden Fall einen anderen Geschmack. Es fällt dann die Ebene weg, dass sich die beschenkte Person Ihnen gegenüber anschließend in irgend­einer Form verhalten muss. Sie sind dann ja weg. Und so ein Batzen Geld käme wohl kaum wie eine gönner­hafte Gabe daher, sondern wäre einfach eine schöne letzte Geste. Es kommt mir allerdings übergriffig vor, Ihnen hier vorzuschlagen, mit irgendetwas noch bis nach Ihrem Tod zu warten. Oder was Sie testamen­tarisch verfügen sollten. Nehmen Sie es ­bitte einfach nur als kleine Idee zum Darübernachdenken. Denn irgendwoher werden Ihre Zweifel schon rühren. Möglicherweise ist Ihre Freundin sehr stolz und leicht gekränkt. Die andere Möglichkeit wäre, es einfach direkt mit ihr zu besprechen. Wenn Sie es ihr so sagen, wie Sie es in Ihrer Frage formuliert haben, kann es gar nicht zu ­einem Zerwürfnis oder Missverständnis kommen. Die meisten Menschen würden sich sehr über ein solches Geschenk freuen. Es ist auf jeden Fall eine liebevolle Idee.