Sollte ich die Kollegin ansprechen, dass ihre Kleidung riecht?

Im Büro unserer Leserin benutzt eine Person ein Waschmittel, das besonders intensiv duftet – oder eben stinkt. Je nach Nase des Betrachters. Was tun?

Illustration: Serge Bloch

»Ich habe seit Februar eine sehr nette neue Kollegin in meinem Zweierbüro, mit der ich mich sofort gut verstanden habe.
Zu meinem Leidwesen benutzt sie anscheinend ein sehr intensiv parfümiertes Waschmittel. Das ganze Büro riecht nach ­Waschküche, wenn man reinkommt, auch andere Kollegen ­nehmen dies wahr. Wie kann ich sie darauf ansprechen, ohne sie zu verletzen oder in Verlegenheit zu bringen? Ich selbst benutze nur unparfümiertes Pulver, da ich diese ­künstlichen Düfte nicht mag, zumal wenn der ganze Raum ­danach riecht.« 
Katrin K., Rosenheim

Sie mögen keinen Waschmittelgeruch? Ach, die Menschen sind so verschieden. Ich fand Waschmittelduft schon als Kind so betörend, dass ich auf frisch gewaschenen, nassen Waschlappen ausgiebig herumkaute und sie am liebsten aufgegessen hätte, weil ich den Geruch so unwiderstehlich fand. Ich gebe Ihnen Recht, dass es eine bestimmte Sorte Waschmittelduft gibt, die unangenehm sein kann, insbesondere wenn sie sich mit Raucherhaushalt paart. Aber ich glaube, Sie meinen schon die Sorte Waschmittel, wegen der ich heute noch Umwege laufe, falls es sie in meinem Supermarkt gerade nicht gibt. Möglicherweise hätten Sie dafür vielleicht den Herrenduft gut ausgehalten, wegen dem ich in den Neunzigerjahren mal ein Praktikum abgebrochen habe. Ich habe nie herausgefunden, um welches Parfüm es sich handelte. Es roch wie eine Mischung aus Hundepisse und Stahl und löste bei mir stechenden Kopfschmerz aus.

Was ich sagen will: Im Zusammenleben von Menschen kommt kein Geruchssinn unbeleidigt durch. Und ohne Ihre Pein schmälern zu wollen, deutet Waschmittelgeruch immerhin auf Sauberkeit hin. Fänden Sie Schweißgeruch nicht viel unangenehmer? Müffelnde Turnschuhe? Nassen Hund? Aber kein Argument hilft Ihnen weiter. Gegen den Geruchssinn ist der Intellekt machtlos. Was also können Sie tun?

Meistgelesen diese Woche:

Entweder Sie finden ein duftendes Gegengift. Eine Freundin, die in ihrer Schwangerschaft plötzlich fast alles als Gestank wahrnahm, schnupperte immer wieder an einem Fläschchen Teebaumöl – wirkte leicht neurotisch, half aber offenbar. Oder Sie sprechen Ihre Kollegin freundlich auf Ihr Problem an. Sie können ja auch nichts dafür. Irgendeine Lösung wird sich dann finden. Vielleicht nimmt sie ein anderes Waschprodukt, vielleicht tauscht ein Kollege mit Ihnen den Platz. Machen Sie die Sache nicht größer, als sie ist: Sie wollen ja niemanden beleidigen, sondern handeln aus Not.