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Viele Menschen haben das Vertrauen in das soziale Netzwerk verloren. Unser Moralkolumnist weiß, wie man den blauen Riesen am besten seinen Unmut spüren lässt.

»Nach allem, was zuletzt über Facebook bekannt wurde, stehe ich vor der Wahl: Soll ich mich abmelden? Dann habe ich aber keinen Einfluss mehr auf die Zukunft von Facebook. Oder soll ich als Kunde, den die Firma nicht verlieren will, gegen deren Umgang mit Daten protestieren? Doch es mindert vielleicht den Druck, etwas zu ändern, wenn die Abonnenten nur meckern.« Magnus L., München

Sie überlegen, wie Sie besser Einfluss auf Facebook nehmen können, damit die Firma ihre Datenpolitik ändert. Da wir nicht in die Köpfe der Facebook-Verantwortlichen schauen können, bleibt vieles Spekulation. Aber ich gehe davon aus, dass es sich primär um ein Wirtschaftsunternehmen handelt, und würde deshalb überlegen, was bedrohlicher für das Geschäftsmodell ist und somit stärkeren Druck erzeugt: ein Kunde, der sich ärgert und beschwert, aber bleibt, oder ein Kunde, der wegen des Ärgers tatsächlich abspringt?

Zudem müsste man überlegen, ob die Nutzer für Facebook wirklich Kunden sind und nicht eher Rohstoffe oder Schürfrechte, und die eigentlichen Kunden die Werbekunden und Investoren. Deshalb glaube ich, dass eine Abmeldung über die Nutzerzahlen stärker wirkt als interne Protestschreiben, die vielleicht unter »Pf.«, wie »Protestschreiben, folgenlose«, abgeheftet werden. Zudem der protestierende Nutzer, solange er seinen Account weiter nutzt, in der Bilanz auch weiter als Wert steht.

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Ich kann auch nicht in Ihren Kopf schauen, aber rein objektiv betrachtet, ist ein Protest schnell geschrieben, man hat etwas getan, aber keine echten Konsequenzen gezogen, und erleidet keinerlei Nachteile. Allerdings unterstützen Sie durch Weiternutzung auch weiter das Geschäftsmodell, das Sie ablehnen und auf dem am Ende der Datenmissbrauch beruht. Es geht hier also auch um Haltung und Aufrichtigkeit – speziell sich selbst gegenüber.

Ihre Daten schützen Sie am effektivsten, wenn Sie sich abmelden. Ansonsten schützen Sie sie in gewissen Grenzen, indem Sie genau überlegen, welche Daten Sie von sich aus preisgeben, was sie hochladen, liken, schreiben oder anklicken. Und vor allem, indem Sie sich verstärkt als Bürger und Wähler für den Datenschutz engagieren.

Literatur:

Der Datenskandal bei Facebook hat die Bedeutung des Datenschutzes vor allem auch in rechtlicher Sicht gezeigt. Wer sich dafür interessiert, dem sei folgendes Buch empfohlen, das vor Kurzem in neuer Auflage erschienen ist: Marie-Theres Tinnefeld / Benedikt Buchner / Thomas Petri / Hans-Joachim Hof, Einführung in das Datenschutzrecht. Datenschutz und Informationsfreiheit in europäischer Sicht, De Gruyter Oldenbourg, 6. Auflage 2017  
 
Zur Integrität: Arnd Pollmann, Integrität. Aufnahme einer sozialphilosophischen Personalie, transcript Verlag, Bielefeld 2005