Die Nassrasur ist das letzte Reinigungsritual des abendländischen Mannes. Wie wichtig sie ist, kann man auch daran erkennen, dass nicht nur jeder Tag mit ihr beginnt, sondern auch James Joyce’ Jahrhundertroman Ulysses. Sein Buck Mulligan musste noch mit der Präzision des Chirurgen das Rasiermesser führen, heute erledigt sich das durch Überschallgimmicks wie »Mach 3 Turbo« fast von allein. Geblieben ist die männliche Sehnsucht nach der Aura des Operationssaals. Dazu eignen sich vor allem Produkte, die schon in der Geruchsanmutung klinisch sind: Das feine Mentholaroma der Rasiercreme »Close Shavers White Eagle« (250 ml, um 22 Euro) aus dem amerikanischen Traditionshaus Kiehl’s weicht nach der Verwendung von heißem Tuch die Haut fast wie ein Betäubungsmittel auf. Nach der gelungenen Rasur muss nur noch für gutes Abheilen der Operationswunden gesorgt werden: Seit Clinique seinen lange Zeit unschlagbar nach Plastik duftenden »Post-Shave Healer« wie »Cool Water« parfümiert, gibt es nur noch zwei Alternativen: George F. Trumpers zitronierten Alkohol, der »West Indian Extract of Limes«, oder die azurblaue »Blue Astringent Herbal Lotion«, auch von Kiehl’s. In dieser Rezeptur aus dem Jahr 1964 kühlt ein Hauch von alkoholisiertem Kampfer die Haut und verhindert jegliche Entzündung. Einziges Manko: Der Medizingeruch macht leicht süchtig.