Solidarität für Raser?

Unser Leser fragt, ob sich Verkehrsteilnehmer gegenseitig vor Blitzern und Radarkontrollen warnen sollten – oder ob man Raser lieber in die Bußgeldfalle tappen lässt.

Illustration: Serge Bloch

»Ich beobachte immer wieder, dass sich Verkehrsteilnehmer durch Aufblinken gegenseitig vor mobil aufgestellten Radarkontrollen warnen. Ich frage mich, ob dieses Verhalten zu befürworten ist oder ob es sich dabei um einen kontraproduktiven Akt handelt. Durch die Warnmanöver wird zwar­ Soli­darität unter den Verkehrsteilnehmern geübt, aber der erzie­­­herische Effekt einer empfindlichen Geldstrafe bei erhöhter Geschwindigkeit wird minimiert oder verhindert. Sollte man also ­de­rartige Warnmanöver unterlassen?« Richard K., Landshut

Betrachtet man es vom Lerneffekt her, möchte man Ihnen spontan recht geben, dass es sich wohl nachhaltiger ins Gehirn einbrennt, wenn einen eine Geldstrafe trifft. Ich gebe aber zu bedenken, dass einen die Zahlungsaufforderung erst viel später per Post erreicht. Und meistens ist man dann hauptsächlich genervt, erinnert sich kaum noch, wann das gewesen sein soll oder wo. Oder ärgert sich, dass diese Sache nun, so viel später, doch noch ein Nachspiel hat, wo man doch nach vier, fünf Wochen, in denen man nichts gehört hatte, schon davon ausgegangen war, dass man sich den Blitzer möglicherweise, hoffentlich nur eingebildet hatte. Mit ­Todesverachtung überweist man den betreffenden Betrag. Ob man dadurch aber grundsätzlich zu einem besonneneren Autofahrer wird?

Irgendwie ereilt einen diese Geld-strafe zu spät, glaube ich. Wie ein Hund müsste man direkt in der Situation erzogen werden, damit sich das Verhalten grundsätzlich ändert. Und selbst das ist nicht sicher. Gut möglich, dass jemand, der geblitzt wurde, später nur an dieser einen Stelle langsamer fährt. Aber es geht bei diesen Radarkontrollen ja auch um den Moment. In diesem lauert schließlich die Gefahr. Genau hier und jetzt fährt jemand zu schnell und könnte andere gefährden. Und was das angeht, hätte es denselben Effekt, ob jemand durch den offiziellen ­Radar-Blitzer dazu gebracht wird, den Fuß vom Gas zu nehmen, oder durch das Aufblinken eines anderen Autofahrers.

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Vermutlich ist das Ganze eine Typfrage. Wie auf dem Schulhof: Wer wollte man sein, Räuber oder Schandi (Gendarm)? Ich persönlich würde lieber in einer Gesellschaft leben, in der sich die Verkehrsteilnehmer untereinander als Gruppe empfinden, weil das ja auch bedeuten müsste, dass man generell rücksichtsvoller fährt. Außerdem hat es etwas Schadenfrohes, andere nicht zu warnen, das ich unsympathisch finde.