»Wenn Gäste uns besuchen kommen, bringen Sie gerne eine Flasche Wein mit. Nun ist es so, dass ich aufgrund einer Erkrankung keinen Alkohol trinke. Ich bin aber diejenige, die kocht, und gehe also, während mein Mann und die Gäste den Wein genießen, leer aus. Darf ich Gäste darauf hinweisen, dass ich mich bei Gelegenheit über alternative Gastgeschenke freuen würde, zum Beispiel einen Saft?« Swantje L., Bielefeld
Die korrekte Antwort lautet: Bei einem Gastgeschenk ist es die Geste, die zählt. Sie laden ja nicht ein, damit Ihnen Ihre Gäste mitbringen, was gerade im Haushalt fehlt. Oder? Eine Flasche Wein hat sich international neben dem Blumenstrauß als Mitbringsel zu einem Abendessen durchgesetzt. In Frankreich kaufen die Gastgeber oft überhaupt keinen Wein ein, weil sowieso jeder Gast eine Flasche mitbringen wird. Das gehört sich so. Man erscheint nicht mit leeren Händen zu einer Abendessenseinladung. Und eine Flasche Wein ist an sich ein gutes, praktisches Geschenk (in Berlin: zwei Flaschen pro Gast, hier muss sich ja auch die Stadt immer wieder schön getrunken werden). Wie Sie schreiben, wird das Mitbringsel oft genug am selben Abend gleich geöffnet, und außer Ihnen finden alle Gefallen daran. Insofern kommt Ihnen dieses Geschenk im Grunde auch zugute, denn immerhin haben Sie somit gut gelaunte Gäste und einen fröhlichen Mann.
Was ich aber an Ihrer Frage liebe, ist der unverhohlene Egoismus, der aus ihr spricht. Sie wollen halt auch etwas haben von einem Geschenk. Schließlich kochen Sie. Und das soll doch belohnt werden. Das gefällt mir, es hat so etwas unverdorben Materialistisches. Ihr Alter steht nicht dabei. Da Sie verheiratet sind, gehe ich davon aus, dass Sie erwachsen sind, aber Sie haben sich etwas herrlich Kindliches bewahrt. Und deshalb würde ich ausnahmsweise mal auf die Geste pfeifen und Ihnen raten, Ihren Gästen so fröhlich wie möglich schon in der Einladung mitzuteilen, dass Sie sich über Nicht-Alkoholisches freuen, Ihr Mann aber über Wein. Aber nur, wenn es Ihnen wirklich nicht peinlich ist. Es ist nämlich schon etwas ungewöhnlich, aber ich finde, Menschen, die man zu sich nach Hause einlädt, sollte man zutrauen, damit umgehen zu können, wie liebenswert einmalig ihre Gastgeberin ist.