Wenn ich meine Großmutter an einem Tag mit grau-schmutzigem Wetter anrufe, sagt sie gern, es liege Raureif auf ihrer Seele. Ich finde dieses Bild sehr schlüssig – es gibt Tage, die so trüb sind, dass sie fast die Farben aus Erinnerungen saugen können. An diesen Tagen lege ich mir eine Decke auf den Schoß, schließe die Augen und versuche an den Sommer zu denken.
Besonders gern denke ich dann an die Tage in der »Villa Extramuros« in Portugal, östlich von Lissabon. An Vormittage, an denen ich im Innenhof neben Orangenbäumen sitze, im Hintergrund plätschert das Wasser in den Brunnen, die rot getigerte Katze streckt sich auf dem Sofa, der Kies knirscht unter den Sohlen des Gastgebers François, weil er das Frühstück bringt, das sein Partner Jean-Christophe für die Gäste zubereitet hat: warmen French Toast, frisch gepressten Orangensaft mit Basilikum, aufgeschnittene Feigen aus dem Garten mit Käse, Sauerteigbrot, selbst gemachte Marmelade.
Ich denke an Nachmittage, an denen ich am Pool liege, den Blick von meiner Buchseite immer wieder auf die Olivenhaine des Grundstücks schweifen lasse, dann im tiefblauen Becken schwimme, die Tropfen auf der Gänsehaut von der Sonne trocknen lasse. Ich denke an die frühen Abende auf der Terrasse, die Lichtstrahlen auf den Rosmarinbüschen, später den Blick aus dem Zimmer, wenn die Öffnungen in der weißen Fassade des Hauses die Landschaft einrahmen wie ein Gemälde.
An Raureif-Tagen bin ich mir sicher: Die Frage ist nicht, ob ich dort wieder hinfahre, sondern wann.
»Villa Extramuros«,
Horta do Chaveiro
Caixa postal 209
7040-114 Arraiolos
Portugal
Tel. 00351/91119/25 50
DZ ab 140 Euro/Nacht.