Ferien in Arcachon, einem Strandbad westlich von Bordeaux, fühlen sich ein wenig an, als würde man Urlaub in einer Frankreich-Reklame machen. Ein breiter, hellgelber Stadtstrand vor Belle-Époque-Villen, Leinensakko-Menschen, die ihrer Sakkos entledigt in Atlantikwellen waten und anschließend mit sonnenbraunen Gesichtern im Bistro ein Dutzend »huîtres«, also Austern, auf silbernen Etageren kommen lassen, dazu eine Flasche Weißwein.
Im »Hôtel Ville d’Hiver«, einem beigefarbenen Anwesen mit rot-weiß eingefassten Fenstern, kommen sie zur Ruhe: Das Hotel liegt in der entzückenden Oberstadt von Arcachon, wo eine Türmchenvilla die andere zu übertrumpfen versucht. Einst diente das Haus als Wasserwerk, heute kann man eine Treppe ins wild bewachsene ehemalige Wasserreservoir hinabgehen, um in einem glitzernden Mosaikpool Bahnen zu ziehen und sich danach in einen Strandkorb fallen zu lassen oder mit den Füßen im Wasser einem Konzert zu lauschen.
Auch die Zimmer wirken angenehm aus der Zeit gefallen und zugleich modern: Flauschteppiche und dichte Vorhänge, ein holzvertäfeltes Bad, rote Metallschaukelstühle auf der Terrasse. Im Bistro-Restaurant wird am Abend auf Lederbänken Platz genommen und Marktgemüse mit Estragon, Fisch und Fleisch bestellt. Und wenn der Weißwein das hakelige Schulfranzösisch von der Zunge gespült hat, fühlt man sich selbst ein bisschen wie die Menschen in den Leinensakkos – zumindest einen flüchtigen Urlaubsmoment lang.
Hôtel Ville d’Hiver
20 Avenue Victor Hugo
33120 Arcachon, Frankreich,
Tel. 0033/556/66 10 36
DZ ab 150 Euro/Nacht