Das Beste am Kunstunterricht waren die Tonnen an Materialien, die man dafür zu Hause abzweigen sollte. Anweisungen wie: »Wir basteln Roboter! Jedes Kind braucht zwei große, leere Waschmittelkartons, eine leere Chipstonne aus Pappe, vierzig Klopapierspulen ohne Klopapier, ein altes Familienfoto im Format 14 mal 25 Zentimeter und einen Tuschestift der Stärke F« sorgten jedenfalls immer spürbar für Freude bei den Eltern. Standard war es auch, zu Jahresbeginn ein »altes Hemd von Papa« mitbringen zu müssen. Das hatte man fortan als Schutzkittel gegen die Kleckserei falschherum anzuziehen – so wie den Rucksack auf diesem Bild. Es war dann bald genauso blumenbunt. Auf so eine quatschige Idee wäre man als Kind selbst nie gekommen, aber es war schon irgendwie herrlich. Und auch ein bisschen kitzel-schön, weil das Hemd immer nach Papa roch, trotz der ganzen Fingerfarben. Vermutlich wäre die Welt viel lustiger, wenn alle die Anziehsachen ihrer Eltern verkehrt herum tragen würden.
Verkehrte Welt
Max Scharnigg erinnert sich an den Kunstunterricht in der Schule und ein Detail daraus, das die Welt zu einem lustigeren Ort machen würde.