Was wünschen Sie sich vom Westen, Dmitry Glukhovsky?

Der Schriftsteller Dmitry Glukhovsky im Interview ohne Worte über die russische Seele, das Leben auf Achse und die Frage, ob er vor Putin Angst hat.

Geboren: 12. Juni 1979 in Moskau                                                         Beruf: Schriftsteller                                                                    Ausbildung: Studium Journalismus und internationale Beziehungen in Jerusalem                                                                                              Status: Auf der Flucht

Der Interviewtermin mit Dmitry Glukhovsky musste über den ­Messengerdienst Signal vereinbart werden, weil da niemand mitliest. Glukhovksy ist Russe, er lebt schon eine Weile nicht mehr in Moskau, nun wurde er zur Fahndung ausgeschrieben und kann nicht mehr zurück (zehn bis 15 Jahre Gefängnis stehen auf Verstoß gegen Paragraph 207.3: »Diskreditierung der militärischen Streitkräfte der russischen Föderation«). Im Frühling hatte er ein Foto vom Beschuss russischer Panzer in Mariupol auf Instagram gepostet, darunter: »Nein zum Krieg! Gebt zu, dass es ein Krieg gegen das ganze Volk ist, und beendet ihn.« Glukhovsky hat 208 000 Follower, so ein Beitrag kann Putin nicht passen.

Glukhovskys Bücher haben Putin vielleicht auch nie gepasst, sie spielen in einem düsteren Moskau, im Roman Text kehrt Ilja nach sieben Jahren Straflager in die Stadt zurück, in der jeder jeden verrät oder zumindest dazu fähig ist. Mit ­­17 stellte Glukhovksy Texte ins Internet, aus ihnen ent­wickelte er die Sci-Fi-hafte
Metro-Romantrilogie: Moskau ist durch einen Atomkrieg zerstört, die Menschen leben in der Metro und werden von einem Geheimbund durch Lügen davon abgehalten, sich für die Welt draußen zu interessieren. Sein neues Buch Geschichten aus der Heimat erscheint am 19. Oktober.