Liegen die großen Umwälzungen in der Hand von Frauen?

Sagen Sie jetzt nichts, Natalie Amiri und Düzen Tekkal: Die Journalistin und die Filmemacherin über ihren Einsatz für die Protestierenden in Iran, das Schweigen der deutsche Medien und das Ende der Vollverschleierung.

Geboren: 11. Juli 1978 in München (Amiri), 2. September 1978 in Hannover (Tekkal)
Beruf: Journalistin und Moderatorin (Amiri), Kriegsberichterstatterin und Filmemacherin (Tekkal)
Ausbildung: Studium Orientalistik und Islamwissenschaft (Amiri), Studium Politik und Germanistik (Tekkal)
Status: Gemeinsam sind wir stärker

Düzen Tekkal und Natalie Amiri geben dieses Interview gemeinsam, weil sie Freundinnen und Verbündete sind. Jede für sich und zusammen machen sie auf Missstände in Iran aufmerksam, treffen sich mit Außenministerin Annalena Baerbock, geben ­Interviews, halten Reden – zuletzt auf der Großdemonstration in Berlin, auf der sich 80 000 Menschen mit den Protestierenden in Iran solidarisierten. Düzen Tekkal ist Kriegsberichterstatterin und Menschenrechtsaktivistin, sie ist kurdisch-jesidischer Abstammung, eins von elf Geschwistern, ihre Eltern wurden in ihrer Heimat, der Türkei, verfolgt. Natalie Amiri wuchs als Tochter einer Deutschen und eines Iraners in München auf, schreibt Bücher, moderiert den Weltspiegel. 2015 übernahm sie die Leitung des ARD-Studios in Teheran, fünf Jahre später musste sie sie wieder abgeben, das Auswärtige Amt fürchtete, sie könnte als politische Geisel genommen werden. So engagiert beide sind, so sehr versuchen sie, die Balance zwischen Aktivismus und Objektivität zu halten. Aber den Aufruf der Iran-Proteste haben sie auf ihre Schilder geschrieben, einmal auf Kurdisch, einmal auf Farsi, sie sagen: »Dass Frauen aller Ethnien zusammen für die getötete Kurdin Mahsa Amini auf die Straßen gehen, ob Muslimin, Kurdin, Christin oder Atheistin, ist das Kraftvolle dieser Revolution.«