Wo sehen Sie die SPD in zehn Jahren?

Die Parteivorsitzende Saskia Esken im Interview ohne Worte über Willy Brandt, Twitter-Trolle, den Umgang mit Kritik und die wichtigste Eigenschaft von Politikern.

Geboren: 28. August 1961 in Stuttgart
Beruf: Politikerin 
Ausbildung: Staatlich geprüfte Informatikerin, Akademie für Datenverarbeitung Böblingen 
Status: Wann wird man je verstehn?

Als »trotzigen Akt der politischen Selbstverstümmelung« beschrieb ein Journalist des Stern die Entscheidung der SPD, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zum Vorsitzenden-Duo zu machen. Esken wurde vor allem vorgeworfen, dass sie unbekannt war. Eine Hinterbänklerin, die sich bis dahin nie hatte anmerken lassen, dass sie mehr wollte. Dann wurde über sie berichtet: Als junge Frau hatte sie ihr Geld als Kellnerin, Paketbotin und Straßenmusikerin verdient und zur Gitarre die guten alten Lieder gesungen, Neil Young, Joan Baez, Simon and Garfunkel. Sie hatte einen R4 gefahren, in dem eine zusammengerollte Matratze lag, für alle Fälle. Sie hatte eine Weile nach dem richtigen Weg gesucht, war Informatikerin geworden, hatte geheiratet, drei Kinder bekommen. Der SPD war sie mit 29 Jahren beigetreten, eine Art Familientradition, auch ihren Eltern war die Partei nie links genug gewesen. Alles irgendwie sympathisch. Zu nett? Ihr wird schwacher Führungsstil vorgeworfen, und ihre linke Position. Was sie auch tut, sie bekommt Druck. So ist das halt in der Spitzenpolitik, das muss man wissen, wenn man sich dem stellt. Bemerkenswert ist, dass man ihr den Druck oft nicht so anmerkt. Beim Shooting fürs SZ-Magazin war sie extrem höflich, aufmerksam und ja, witzig fast.