Welches Klischee über Spitzenköche ist korrekt?

Der Spitzenkoch Tim Raue im Interview ohne Worte: über Veganer, seine wilde Jugend und den Trick, um jedes Gericht zu retten.

Geboren: 31. März 1974 in Berlin
Beruf: Koch
Ausbildung: Kochlehre in den Restaurants »Chalet Suisse Berlin« und »Auerbach«, Volontär in verschiedenen Spitzenrestaurants
Status: Würzige Type

Auf Konventionen legt Tim Raue wenig Wert. In seiner Küche verbinden sich Säure, Schärfe und Süße zu Kreationen, die provozieren, im Gedächtnis bleiben – und natürlich nicht ganz billig sind. »Ich strebe in meiner Küche nicht nach Harmonie«: So fasste Raue das mal zusammen. Es funktioniert. Das Berliner Restaurant »Tim Raue« ist das einzige deutsche auf der Liste der World’s 50 Best Restaurants und wurde mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Raue ist auch der einzige deutsche Koch, dem eine Folge der Netflix-Serie Chef’s Table gewidmet wurde. Ein bisschen streng wirkt er da, wenn er seine Angestellten anschnauzt, weil nicht ausreichend gewürzt wurde. Aber der leicht barsche Ton passt gut zu der Aufstiegsgeschichte, die Raue gern erzählt oder zumindest nie versteckt hat: schwierige Kindheit, Mitgliedschaft in einer Berliner Straßengang, Sternekoch. Dabei, meint Raue, habe er auch eine ganz herzliche Seite, die in der Serie gar nicht gezeigt wird. Und auch was das Kochen angeht, gibt er sich inzwischen besonnener: »Meine Teller sollen nicht mehr schreien«, hat er gesagt. Jetzt ist sein neues Buch Rezepte aus der Brasserie erschienen. Privat isst Tim Raue auch mal schnell und simpel: Nach den Fotoaufnahmen probierte er den Kebab-Laden um die Ecke.