Präludium bezeichnet in der Musik bekanntlich ein Vorspiel zu einem Musikstück, ganz allgemein ist damit aber so etwas wie ein Vorgeschmack auf etwas Größeres gemeint. Als Musiker kennt sich Pharrell Williams mit »preludes«, wie es im Englischen heißt, hinlänglich aus und auch seine modische Vorspiel-Premiere ist gleich mal ein Smash-Hit: Als Teaser für seine erste Kollektion als neuer Männerdesigner von Louis Vuitton, die er am 20. Juni in Paris präsentieren wird, postete er gestern ein Bild von sich selbst vor einem gigantischen Werbeplakat, quasi seinem ersten Design für die Marke. Kein hübsches Männermodel ist darauf zu sehen, kein Hollywoodstar wie Timothée Chalamet (der hängt ein paar Straßen weiter ähnlich groß als neues Gesicht für ein Chanel-Parfum), sondern: eine Frau.
Okay, nicht irgendeine Frau. Abgebildet ist Rihanna. Megastar, Pop-Ikone, gute Freundin von Pharrell Williams, und derzeit schwanger. Auf dem Plakar am Musée d’Orsay sind also nicht nur sehr viele bunte Louis-Vuitton-Taschen an ihren Armen zu sehen (offensichtlich hat Williams etwas für Primärfarben übrig). Im Mittelpunkt des Bildes steht vor allem ihr Babybauch. Nackt natürlich. Das schwarze Lederhemd mit verpixeltem Damier-Muster ist lediglich am Busen zugeknöpft.
Schon bei der Verkündung ihrer ersten Schwangerschaft im Januar 2022 postete Rihanna ein Bild, auf dem sie ihren pinkfarbenen Chanel-Mantel im eisigen New Yorker Winter nur oben geschlossen hatte, um den Baby-Bauch dazwischen hervorblitzen zu lassen. Auch ihr zweites Kind wächst bislang über weite Strecken in der Annahme heran, dass diese gemütliche Brutkugel nach außen hin keine weitere Hülle benötigt und unbedingt stolz präsentiert und inszeniert werden soll. Rihanna hat die Geschichte der Schwangerschaftskleidung im Alleingang in ein Vorher und Nachher unterteilt, in a.R. und p.R..
A.R. wurde viel kaschiert und unter fließenden Stoffen versteckt, p.R. wird sich auch schwanger sexy gekleidet, der Bauch betont und ansonsten getragen, worauf man gerade Lust hat. »Als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, dachte ich: Sorry, auf keinen Fall werde ich jetzt in der Schwangerschafts-Abteilung shoppen gehen – es macht einfach zu viel Spaß, sich aufzustylen«, sagte sie der Vogue vergangenes Jahr. Eine Jeans mit elastischem Bund braucht es sicher noch, irgendwann auch einen BH mit neuer Körbchengröße, aber langfristig kostet Rihanna die traditionelle »Maternity fashion«-Industrie wahrscheinlich Millionen.
Demi Moore inszenierte sich bereits 1991 schwanger (und nackt) auf dem Cover der amerikanischen Vanity Fair. Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin entblößte ihren Babybauch im Stern, um für eine kinderfreundliche Politik zu werben. Aber derart plakativ, im Mittelpunkt einer Werbung für eine Luxusmarke, hat man den runden weiblichen Bauch noch nicht gesehen. So lässig übrigens auch noch nicht. Früher sagte man gern, eine Frau sei »in anderen Umständen«, was sich automatisch so anhört, als sei sie von nun an gehandicapt, alles werde jetzt etwas umständlich. Das mag in mancher Hinsicht (Rückenschmerzen, schwere Beine, Übelkeit…) oder natürlich auch bei komplizierten Schwangerschaften oder speziellen Lebensumständen zutreffend sein. Aber viele Frauen sehen schon lange nicht mehr ein, warum sie ihr Leben groß ändern sollen, wenn sie ein Kind erwarten.
Rihanna besuchte im sechsten Monat noch Modenschauen (vom Konkurrenten Gucci übrigens), ging weiterhin aus, trat beim Superbowl auf und nutzte die größtmögliche Bühne gleich mal, um im Februar Kind Nummer zwei anzukündigen. In Pharrells Vorspiel trinkt sie nun nicht nur weiterhin Kaffee (ob das Kästchen »entkoffeiniert« angekreuzt ist, lässt sich nicht erkennen), sie trägt auch weiterhin selbst ihre paar Taschen (die natürlich bis auf Füllpapier leer sein dürften), ist also ganz offensichtlich noch gut unterwegs.
Mal davon abgesehen, dass Rihanna und Pharrell Williams befreundet sind – er arbeitet angeblich auch an ihrem neuen Album R9 mit –, in der Aufnahme passt der runde Bauch nicht nur optisch perfekt zwischen all die abgerundeten Taschen. Im weitesten Sinne handelt es sich hierbei ja auch um ein Aufbewahrungsgefäß, ein »Keep all« oder »Carry all«. Eigentlich sogar um das schönste und luxuriöseste überhaupt.
Typischer Instagram-Kommentar: »Baby, ich bring dich ganz groß raus«
Das sagt der Mode-Checker: »Dann kommt Rihanna bestimmt auch zur Modenschau!«
Passender Film: Frances McDormand als schwangere Polizistin in Fargo