Die Rolling Stones, Stevie Wonder, Taylor Swift, Elton John, Billie Eilish – die »Setlist« des »One World: Together At Home«-Konzerts, das am vergangenen Wochenende von Lady Gaga, der WHO und der Aktivismus-Gemeinschaft Global Citizen auf die Beine gestellt wurde, liest sich so ziemlich wie ein Katalog aller international bedeutsamen MusikerInnen des Planeten.
Und während Social Media und 17 Staffeln »Keeping up with the Kardashians« ohnehin über die Jahre dafür gesorgt haben, dass wir uns dem einst glamourös-mysteriösen Privatleben der größten Superstars dieser Welt erschreckend nah fühlen, so führte dieser Konzert-Livestream zur endgültigen Entzauberung.
Die Stars streamten ihre Konzerte oder Redebeiträge von zu Hause – und nachdem einige Prominente mit wenig sensiblen Aussagen zu ihrer privilegierten Quarantäne-Situation in letzter Zeit für Shitstorms sorgten (Talkmasterin Ellen DeGeneres etwa verglich ihr derzeitiges Leben in ihrer Multimillionen-Dollar-Villa kürzlich mit einem Gefängnisaufenhalt), wurde hier offenbar viel Aufwand daran gesetzt, die Lebenswelt der Reichen und Schönen möglichst nahbar wirken zu lassen. (Einzig und allein Beyoncé, die ihre Botschaft vor dem Sonnenuntergang über ihrem hektargroßen Luxus-Anwesen in Bel Air filmte, schien das egal zu sein.)
Doch so »casual« alles aussehen sollte – selbstverständlich überlässt man bei der Hintergrund-Wahl für einen Video-Stream, der in Millionen Haushalte und über mehrere amerikanische Fernsehsender übertragen wird, nichts dem Zufall. Beim genauen Betrachten kamen uns viele Fragen in den Sinn (Spielt Elton John wirklich Basketball? / Sitzen Ben Platt und Rita Ora im selben Wohnzimmer? Diese Bilderrahmen sehen doch erstaunlich gleich aus… / Hat John Legend die Größe seiner Regalbretter an die Anzahl seiner Preise angepasst?). Hier haben wir uns einige Wohnzimmer und ihre Bewohner stilistisch besonders vorgeknöpft, in chronologischer Reihenfolge.
Lady Gaga
Die Gastgeberin des Digital-Konzerts hat offensichtlich hervorragende Kontakte (siehe Teilnehmerliste), einen guten InnenarchitektInnen aber eher nicht.
Über die bunten Fliesen ihres Gartenhäuschens hatte sie der Gemütlichkeit halber einen Perserteppich ausgebreitet und am helllichten Tag ein paar Kerzen auf dem Flügel sowie bunte Lichterketten angesteckt. Sie, die sonst niemals um eine großen Robe verlegen ist, scheint es mit ihrem Home-Look eher eintönig zu halten: Gaga trägt dieser Tage ausschließlich schulterfreies T-Shirt, Hosenträger und eine längsgesteifte Schlabberhose. Zur Eröffnungsrede, die sie aus einer Art Kondolenzbesuch ablas, wählte sie die Variante mit weißem Shirt und blauer Hose, zum späteren Konzert ein schwarzes Shirt und Hose in Weiß.
Sieht aus wie: Verpackungsdesign bei DM
Wird getragen mit: dunklem Ansatz, goldenen Hanteln, Badmülleimer
Jimmy Fallon
Der US-Talkmaster führte zusammen mit seinen Kollegen Jimmy Kimmel und Stephen Colbert durch den Abend und hatte sich trotz heimischer Umgebung schick gemacht – im dunkelblauen Anzug mit schmaler Krawatte wirkte es fast, als schaue man ihm bei seiner eigenen »Tonight Show« zu. Weniger Normalität strahlte jedoch das Setting aus: Fallon wohnt offensichtlich in einer Art selbstgezimmerten Baumhaus. Und was rechts im Bild zunächst anmutet wie ein kugeliger Designerstuhl entpuppt sich dabei als Ende einer Rutsche. Ist das New York oder das perfekte Familienausflugsziel im Allgäu?
Sieht aus wie: Hybrid aus Sauna und Almhütte
Wird getragen mit: Spielfester Kleidung, Kaiserschmarrn
Keith Urban
Der Country-Sänger gab in seiner Garage eine Art Duett mit sich selbst zum besten – oder gab vor, das zu tun. Während seiner Performance von »Higher Love« stießen zwei weitere Klone seiner selbst hinzu, die sich bloß in der Wahl ihrer Gitarren unterschieden. Die bildliche Darstellung des Themas »Zusammen allein«? Am Ende wurden die Keiths dann noch von ihrer Ehefrau Nicole Kidman unterstützt. Wer noch einen Zweifel an der »Live«-Natur des Events hatte, dem wurde er spätestens hier genommen.
Sieht aus wie: Harley-Davidson-Fan mit Perwoll gewaschen
Wird getragen mit: Rockigem Shirt und Tattoos, aber Krempeljeans und freche Sneakers
Jennifer Lopez
Immerhin auf J.Lo ist Verlass, was den Drama-Faktor angeht. Die Sängerin hatte sich in ihrem Garten sitzend vor einem riesigen, mit Lichterketten umhüllten Baumstamm drapiert, im Hintergrund strahlte eine ganze Allee weiterer Bäume, dazu zwitscherten Vögel. Und auch das Outfit war perfekt inszeniert: Passend zu ihrer Interpretation von Barbara Streisands »People for One World« trug Lopez ein Sweatshirt mit dem Gesicht der ikonischen Sängerin aus der Kooperation von Coach und dem Pop-Art-Künstler Richard Bernstein, dazu einen weißen Rock.
Sieht aus wie: Man sich den Vorgarten eines in Miami lebenden Superstars so vorstellt
Wird getragen mit: Perfekten Fönwellen, Highlighter, Feuerschutz
Céline Dion
Den Schluss des achtstündigen Videos bildete eine Gruppendarbietung von Céline Dion, dem Pianisten Lang Lang, Andrea Bocelli, John Legend und Lady Gaga. Während das benötigte Soundequipment der KünstlerInnen stark variierte (Céline Dion sang in ein halbes Tonstudio, John Legend in einen AirPod, Andrea Bocelli ins Nichts), schien man sich wenigstens bei der festlichen Stimmung einig: Sogar Gaga hatte etwas ohne Hosenträger angezogen. Dion blieb jedoch die Königin des Grande Finale und zeigte sich, ganz die Modekönigin, im Ton-in-Ton-Look aus hellblauer Schluppenbluse und passendem Blazer, der vor einem schneeweißen Interieur erstrahlte, um dessen Kühlheit sie jede Zahnärztin beneiden würde.
Sieht aus wie: Zahnartzpraxis auf der Kö
Wird getragen mit: Laufsteg-Mode, perfektem Make-up, High-Heels, Wärmflasche