Franjo Grotenhermen ist Arzt und betreibt eine Praxis in Steinheim mit dem Schwerpunkt Therapie mit Cannabis und Cannabinoiden:
»Von CBD allein bekommt man keinen Hunger. THC, der wichtigste psychoaktive Inhaltsstoff von Cannabis, fördert den Appetit und wird sogar therapeutisch eingesetzt bei Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust. CBD ist ebenfalls ein wichtiges Cannabinoid, mit vielen pharmakologischen Eigenschaften, die man auch medizinisch nutzen kann, ist jedoch nicht psychoaktiv und löst auch kein Hungergefühl aus. Warum? THC aktiviert den sogenannten Cannabinoid-1-Rezeptor, kurz CB1-Rezeptor, im Nervensystem. Die Aktivierung des CB1-Rezeptors im Gehirn führt dazu, dass man dieses High-Gefühl hat, dass Schmerz gelindert wird, dass Muskeln entspannen und dass eben auch der Appetit gefördert wird, also nur durch die Aktivierung des Rezeptors ist das möglich. CBD, wissen wir, wirkt nicht psychoaktiv und das liegt daran, dass es eben nicht den CB-1-Rezeptor aktiviert und deshalb gibt es auch keine Appetitsteigerung.
Es gibt aber viele CBD-Produkte, die Restmengen an THC enthalten. Und diese Restmengen können manchmal schon ausreichen und dazu führen, dass der Appetit gesteigert wird. Man spricht von einem CBD-reichen Extrakt, in Wirklichkeit ist aber so viel THC enthalten, dass es auch eine Wirkung haben kann. Das würde ich aber in Deutschland nicht erwarten, weil die Restmengen an THC, die laut Gesetzgeber in CBD-Produkten wie CBD-Extrakten und Hanftees enthalten sein dürfen, doch sehr gering sind. Ausschließen kann ich es aber auch nicht.
Medizinisch am besten untersucht sind vor allem der antiepileptische, der angstlösende, antipsychotische und der entzündungshemmende Effekt von CBD. Die meisten Wirkungen sind bisher noch nicht gut erforscht. Manchmal macht CBD müde, manchmal hält es wach. Manchmal lindert es Schmerzen, aber eher selten. CBD wirkt ja unter anderem entzündungshemmend, dadurch kann Schmerz gelindert werden, der durch eine Entzündung entsteht. Und Schmerz kann ein Grund sein, wieso man keinen oder wenig Appetit verspürt. Wenn man also die Ursache für Appetitlosigkeit – zum Beispiel eben Schmerz, Stress, schlechter Schlaf – minimiert, könnte es möglicherweise einen indirekten Effekt geben. Also wenn es einem besser geht, kann man dann auch mehr Appetit verspüren.«