Warum neigen wir im Herbst zu Heißhunger?

Wir müssen uns doch Winterspeck anfuttern, oder? Was dahinter steckt und wie wir herbstlichen Heißhunger reduzieren können, weiß eine Gesundheitsberaterin.

Illustration: Ryan Gillet

Tanja Maxeiner ist ganzheitliche Gesundheitsberaterin (IHK) und betreibt mit »Einfach Gesund« Ernährungsberatung in München:

»Der Hauptgrund ist evolutionär begründet. Früher war es in den kalten und dunklen Jahreszeiten schwerer, Nahrung zu finden. Schlau wie der Körper ist, sendet er rechtzeitig Signale, damit wir uns ein paar Extra-Pfunde zulegen.
Es hat aber auch etwas mit unseren Hormonen zu tun. Im Herbst und im Winter gibt es weniger Tageslicht. Dunkelheit führt dazu, dass im menschlichen Körper mehr Melatonin, also das Schlafhormon, ausgeschüttet wird. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass weniger Serotonin, also das Glückshormon, produziert wird. Viele Menschen neigen dann dazu, sich mit Essen glücklich machen zu wollen. Häufig sind es sehr kohlenhydratreiche, fette Gerichte, auf die wir dann Lust bekommen. Chips, Schokolade und Kuchen machen natürlich erstmal Spaß. Diese Nahrungsmittel werden im Körper zu Zucker verstoffwechselt. Unser Blutzuckerspiegel steigt dadurch rasant an – das führt zu einem Hoch, einem Glücksgefühl. Der Insulinspiegel sinkt aber spätestens nach drei Stunden wieder rapide. Das kann dann erneut großen Appetit auslösen. Abermaliger Heißhunger wird also durch die vorherige Mahlzeit produziert.
Ich rate deshalb zu Gerichten, deren Hauptanteil gemüselastig und kohlenhydratarm ist. Darunter kann man dann auch gerne eine Handvoll Nudeln rühren – am besten Vollkornnudeln. So wird die Blutzuckerkurve nicht zu sehr beeinflusst. Es lohnt sich auch, nicht gleich dem ersten Impuls nachzugeben und zu hinterfragen, ob es sich um Appetit oder richtigen Hunger handelt.«