Yvonne Leonhardt ist seit 20 Jahren als Ernährungsberaterin tätig und begleitet Menschen auf dem Weg in eine gesündere Lebensweise:
»Kohlenhydrate am Abend machen nicht automatisch dick. Die Menge und die Konstellation, in der wir sie zu uns nehmen, ist unabhängig von der Tageszeit ausschlaggebend. Besonders die Kombination aus Kohlenhydraten und Fetten fördert die Entstehung von Übergewicht. Dazu zählen beispielsweise Sahnetorten, Süßigkeiten, Pizza mit Käse oder Spaghetti Carbonara. In der Natur kommen keine Lebensmittel vor, die einen hohen Anteil von Fetten und Kohlenhydraten in sich vereinen. Dennoch empfinden wir diese Kombination aufgrund unserer Genetik als besonders wohlschmeckend, da gehaltvolle Nahrung unser Überleben sicherte. Besser ist dagegen eine Kombination aus Kohlenhydraten und Eiweiß, weil das Eiweiß die Verweildauer im Magen erhöht und es dadurch zu einem verzögerten Anstieg des Blutzuckerspiegels kommt. Dadurch fühlen wir uns länger satt. Beispielsweise macht ein Marmeladenbrot, auf dem sich Quark oder Frischkäse als Eiweißlieferant befindet, besser satt.
Dennoch tut es uns gut, die Menge der Kohlenhydrate abends zu reduzieren. Nicht weil sie dick machen, sondern weil wir sie aufgrund unseres nachts veränderten Hormonhaushalts schlechter verdauen können. Das liegt daran, dass unser Biorhythmus die Insulinsensitivität der Zellen steuert. Da diese im Laufe des Tages abnimmt und nachts am schlechtesten ist, können wir Kohlenhydrate abends nicht so gut verwerten. Ganz weglassen sollten wir sie aber nicht, da Kohlenhydrate die Produktion des Schlafhormons Melatonin fördern. Bei einem gewöhnlichen Abendessen, das wir zwei bis drei Stunden vor dem Schlafen gehen zu uns nehmen, ist der moderate Verzehr von Kohlenhydraten kein Problem. Wenn wir auf der Couch noch einen Snack zu uns nehmen wollen, sollten wir uns aber mit Gemüsesticks und Quark oder einem kleinen Stück Käse zufriedengeben.«