Warum isst man in mediterranen Ländern kleine Portionen?

Tapas in Spanien, Mezedes in Griechenland und Meze in der Türkei – ein Fernsehkoch erklärt die Esskultur der kleinen Portionen am Beispiel der Türkei.

Illustration: Ryan Gillet

Koch Ali Güngörmüş wurde 2006 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet und ist einem größeren Publikum durch diverse Fernseh-Kochshows bekannt:

»Egal ob türkische Meze, griechische Mezedes oder spanische Tapas, das Grundprinzip ist in vielen mediterranen Ländern ähnlich: Die Speisen sind zum Teilen, für das gemeinschaftliche Essen gedacht. In der Türkei essen wir sehr selten alleine. Dass wir viele kleine Speisen auf den Tisch stellen, hat damit zu tun – das Essen wird zelebriert, ist Teil von unserem Leben. Je mehr da aufgetischt wird, umso reicher ist also das Mahl, außerdem ist ein vielfältiges Essen auch Zeichen von Wohlstand, das darf man nicht vergessen. Allgemein geht es darum, sich Zeit für Familie und Freunde zu nehmen, mit ihnen einige Stunden zu verbringen und gleichzeitig zu genießen. Ob Salate, Cremes oder Börek, Meze sind in der Regel vegetarisch und leicht bekömmlich, weil sie mit Olivenöl, frischen Kräutern und Gewürzen zubereitet werden, was gut für den Körper ist, außerdem mit Joghurt, aber nie mit Mayo oder Sahne. Wenn es im Sommer 35 Grad hat, isst man auch lieber kleine, frische und leichte Portionen und hat wenig Lust auf was Warmes oder Schweres. Unsere Meze sind übrigens auch anders als spanische Tapas oder italienische Antipasti, weil diese oft sehr viel weniger vielfältig und fleischlastiger sind.«