Wie entsteht Weinstein und ist der Tropfen dann noch trinkbar?

In der Rebenwurzel am Weinberg liegen die Ursprünge für die spätere Kristallbildung. Was niedrige Temperaturen und der Säuregehalt im Wein damit zu tun haben, erklärt unser Experte.

Illustration: Ryan Gillet

Ernst Büscher, Sprecher des Deutschen Weininstituts, erklärt warum die Kristalle bei manchen Flaschen auf den Boden herabsinken und ob sie schädlich sind:

»Weinstein ist völlig unbedenklich. Die Kristalle im Wein entstehen durch chemische Prozesse: Die Rebe nimmt über ihre Wurzeln Mineralien auf, darunter Kalium und Kalzium. Diese beiden Stoffe reagieren mit der Weinsäure, die in den Trauben gebildet wird. In Verbindung miteinander entsteht ein Kristall, sogenanntes Kalium- oder Kalziumtartrat. Das setzt sich dann am Flaschenboden ab – Weinstein fällt aus, wie es im Fachjargon heißt.

Das geschieht aber nicht bei jedem Wein, denn die Gehalte an Kalium und Kalzium in den Erdböden sind unterschiedlich. Weitere Ursachen für die Entstehung von Weinstein liegen in hohem Weinsäuregehalt, vor allem in Verbindung mit niedrigen Temperaturen. Wird Wein zum Beispiel im Transport gekühlt, dann kann Weinstein ausfallen. Es ist auch möglich, dass sich die Kristalle erst, nachdem die Flasche in den Kühlschrank gestellt wurde, bilden.

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Aufgrund des tendenziell höheren Säuregehalts tritt Weinstein häufiger bei weißen als bei roten Tropfen auf. Das geschieht ganz unabhängig vom Alter des Weins, sowohl bei jungen als auch bei älteren Flaschen.

Wer eine betroffene Flasche öffnet, der sollte den Tropfen auf keinen Fall wegschütten. Das wäre viel zu schade. Mein Tipp lautet: Schenken Sie den Wein behutsam ein, eventuell unter Zuhilfenahme eines feinen Siebes, sodass möglichst wenig von den Kristallen am Flaschenboden im Glas landet.«