Mit Naturheilkunde gegen Krebs?

Eine Kollegin möchte ihrer krebskranken Mutter von einer Chemotherapie abraten und stattdessen alternative Heilmethoden empfehlen. Darf man Einspruch erheben?

Illustration: Serge Bloch

»Die Mutter einer Kollegin ist an Krebs erkrankt. Der ­Operation sollte nun auf Empfehlung der Ärzte eine ­Chemotherapie folgen. Die Kollegin erwägt jedoch, gemeinsam mit ihrer Familie, der Mutter von der Chemo­therapie abzuraten und auf Naturheilkunde zu setzen. Darf ich sagen, was ich von Naturheilkunde halte und dass das keine angemessene Behandlung bei Krebs ist?« Lorenz M., Heidelberg

Natürlich dürfen Sie das sagen. Ich würde Ihnen sogar raten, das zu tun. Dann müssen Sie sich später wenigstens nie den Vorwurf machen, es nicht gesagt zu haben. Sie wissen ja selbst, dass es nichts bringen wird, wenn Sie es sagen. Sie sagen es also eher für sich selbst. Sie sagen es, um es gesagt zu haben. Sie sagen es, weil es Ihre Überzeugung ist und Sie helfen wollen. Ich würde Ihnen raten, es vorsichtig zu sagen. Eventuell könnten Sie sogar zuerst fragen, ob die Kollegin Ihre Meinung dazu hören will. Versuchen Sie, nicht bevormundend zu klingen oder so, als ob Sie und nur Sie wissen, was richtig ist. Stellen Sie sich vor, Sie sagen es in einer Sprache, die Ihre Kollegin nicht versteht. Es geht hauptsächlich um den Tonfall. Und sollte Ihre Kollegin Interesse an Ihrer Meinung bekunden, warten Sie erst ihre gezielte Rückfrage ab, um auszu­holen. Und seien Sie nicht gekränkt, falls keine kommt.

Und dann lassen Sie das Thema los. Es liegt außerhalb Ihrer Verantwortung, für welche Krebstherapie sich die Mutter Ihrer Kollegin entscheidet. Sie können und müssen nichts tun.

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Abschließend noch, was mir mal eine Frau gesagt hat, deren Mann längere Zeit schwer krank war (bevor er dann starb). Viele Leute, die davon wussten, hätten es gemieden, sie darauf anzusprechen, aus Angst, aus Unsicherheit. Hätten irgendwann auch sie gemieden, als ob die Tat­sache, dass sie gerade etwas Schlimmes erlebte, selbst eine Krankheit war, von der man sich besser fernhielt. Sie hätte sich gewünscht, dass man sie ganz normal gefragt hätte, wie es ihrem Mann geht. Ohne dann sofort clevere Ratschläge zu erteilen oder dämlich immer alles ins Positive zu drehen und zu behaupten, dass bestimmt alles wieder gut werde. Fragen und zu­hören. Das hätte ihr am meisten geholfen, das hätte sie sich damals gewünscht.