Wegen des Coronavirus sind Reisen derzeit schwierig bis unmöglich. Wir setzen die Rubrik »Hotel Europa« trotzdem fort – damit Sie wissen, wohin Sie fahren möchten, wenn die kritischen Zeiten vorbei sind. Und das werden sie irgendwann sein.
Am meisten vermisse ich am Unterwegssein das Ankommen. Genauer: das Öffnen des Fensters im Hotelzimmer. Ich reiße es sperrangelweit auf. Das funktioniert wie eine Druckschleuse. Dann entknittert man sich von der Reise. Zieht den Bettschal von der Decke, legt sich hin. Man hört die fremden Geräusche oder erinnert sich wieder an sie. Riecht das Andere. Wird eingeatmet von der Stadt. Könnte ich mich entscheiden für ein Hotelzimmer, in das ich jetzt gleich treten dürfte, es wäre das namens »Venere«, eines von fünf in der Pension »A Trastevere da M.E.« in Rom. Es hat einen Balkon, von dem aus man auf die Überreste einer Mauer aus der Zeit des Kaisers Augustus schaut. Die Sonne glüht zurück von den alten Steinen, dahinter, über den Dächern von Roms trotzigstem Viertel Trastevere, klappert das Leben.
Es dämmert. Wo nehmen wir den Aperitif? Im »Freni e Frizioni«. Wo speisen wir? In der »Trattoria Da Enzo al 29«. Wie viel Glück haben wir? Unendlich. Beim Trinken und Essen braucht es hier kein Glück. Elisa und Michaela (deswegen »da M.E.«) Ferrini wissen präzise, wohin man gerade gehen sollte, liegt alles um die Ecke. Die beiden Cousinen betreiben ihre gar nicht schnickschnackigen Gästezimmer in einem prächtigen Mehrparteienhaus, das Anfang des 20. Jahrhunderts ihr Großvater errichtete. Man ist sozusagen wirklich bei ihnen zu Hause, aber das trifft es nicht. Man ist ja nicht in Trastevere zu Hause. Viel besser: Das Fenster, das die Cousinen einem öffnen, erlaubt den Traum, wie es wäre, es zu sein.
A Trastevere da M.E.
Piazza Sidney Sonnino 25
00153 Rom, Italien,
Tel. 0039/06/45 42 96 47
DZ ab 95 Euro.