Wegen des Coronavirus sind Reisen derzeit schwierig bis unmöglich. Wir setzen die Rubrik »Hotel Europa« trotzdem fort – damit Sie wissen, wohin Sie fahren möchten, wenn die kritischen Zeiten vorbei sind. Und das werden sie irgendwann sein.
Ruhe. Der Alphornspieler sucht Ruhe und will Ruhe verbreiten. Wer versucht, Sierra Madre zu blasen, soll sich ein anderes Instrument suchen, da ist Jörg Pöschl, der Alphornblaslehrer und Hotelwirt, ganz streng. Schließlich kann man dem Instrument höchstens 16 verschiedene Töne entlocken, und das nur nach längerem Üben. Es wurde vor gut 450 Jahren erfunden, um Kühe auf den Almen zu beruhigen. Das klappt noch heute. Wenn Pöschl sein Alphorn spielt, legen sich auch Hunde vor sein Horn und lauschen andächtig. Jeden Sonntag spielt er vor den Gästen, es sind Lieder, von denen viele 150 Jahre alt sind, das Repertoire ist bei 16 Tönen überschaubar. Jedes Jahr gibt er Wochenkurse für seine Gäste. Außerhalb der Schweiz ist das »Alphornhotel« in Ofterschwang einer der wenigen Orte dafür.
Jörg Pöschl hat das Alphorn selbst erst mit 32 gelernt, kurz nachdem er das kleine Hotel übernommen hatte. Jetzt hängen hier natürlich überall Hörner an den Wänden. So ein Horn kostet ein paar Tausend Euro. In der Gemeinde gibt es auch einen der raren Instrumentenbauer, der die Hörner noch aus einem Baumstamm zu schnitzen weiß. Ansonsten ist das »Alphornhotel« das, was man gemeinhin Familienhotel nennt, der vielen Kinder wegen also gar nicht so ruhig. Aber wenn Pöschl bläst, geben die auch Ruhe. Tagsüber wandern in den sanften Bergen hinter dem Hotel, abends einen Adler vor der untergehenden Sonne betrachten, Sahne auf der Paprikasuppe und dem Putenschnitzel, dazu Kroketten, und zwischendurch ein Alphorn. Ist kein schlechtes Leben im Allgäu.
Landhotel Alphorn
Kirchgasse 18
87527 Ofterschwang
Tel. 08321/663 40
DZ ab 180 Euro inkl. Halbpension