Minimal hipsterisiert

Das »Hotel am Brillantengrund« in Wien hat den Charme der Fünziger bewahrt. Wer sich im Innenhof vom langen Stadtspaziergang erholt, bekommt sogar philippinische Gerichte serviert – von der Mutter des Inhabers.

Das »Hotel am Brillantengrund« liegt im 7. Wiener Bezirk mit dem Namen Neubau. Das Viertel ist die Antithese zum Großbürgertum des 1. Bezirks und deshalb unbedingt einen Besuch wert.

Wien hat unfassbar gute Lokale: das herrliche »Café Engländer«, das mondäne »Palmenhaus«, den besten Würstelstand gleich neben der Albertina. Aber wenn die Beine nach einem langen Wien-Tag schwer werden, hilft das alles nichts. Das Gefühl, seinen wertvollen Abend in dieser Stadt zu vergeuden, will man natürlich trotzdem nicht haben – schließlich ist man in Wien!

In solchen hedonistischen Krisenmomenten ist das »Hotel am Brillantengrund« der ideale Ort. Nicht nur weil sie es beim Umbau und der Sanierung des alten Hotels aus den Fünfziger­jahren geschafft haben, den Oma-Charme zu bewahren und trotzdem die Frische der Gegenwart einziehen zu lassen – mit hellrosafarbenen Wänden und zeitgenössischer Kunst im Flur könnte man den Stil vielleicht als mottenfrei saniert, minimal hipsterisiert beschreiben. Sondern weil sich hier im hübschen Innenhof ein philippinisches Res­taurant befindet, das auch für Wienerinnen und Wiener einen Besuch wert ist. Hier kocht nämlich Frezida Mangalino, Mutter des Geschäftsführers vom »Brillantengrund«, und sie tut das vorzüglich.

Während man an warmen Tagen auf geschwungenen weißen Gartenmöbeln sitzt, könnte man kurz glauben, Peter Alexander kommt gleich um die Ecke, so beschwingt zeitverloren wirkt dieser Platz. Stattdessen sitzt man mit fröhlichen, sehr zeitgenössischen Gästen im 7. Bezirk unter freiem Himmel und freut sich, dass die Beine zu schwer waren, um noch woanders hinzugehen – schöner könnte es nämlich gerade nirgends sein.

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Hotel am Brillantengrund
Bandgasse 4
1070 Wien, Österreich
Tel. 0043/1/5 23 36 62
DZ ab 109 Euro/Nacht