Alles in Frieden

Auf dem »Moierhof« in Truchtlaching am Chiemsee scheint die Welt ganz weit weg – so viel gibt es zu bestaunen und erleben: Kälbchengeburt, Traktorfahrt, Feldarbeit. Aber keine Angst, in der Sauna lässt sich auch wunderbar nichts tun.

Von Max Fellmann

Einziger Nachteil des »Moierhofes«: Er ist nicht nur schön, sondern auch ganz schön ausgebucht. Zum Glück gibt es immer mal wieder großzügige Last-minute-Angebote.

Fotos: Guenther Stand/laif, Moierhof.de

Wegen des Coronavirus sind Reisen derzeit schwierig bis unmöglich. Wir setzen die Rubrik »Hotel Europa« trotzdem fort – damit Sie wissen, wohin Sie fahren möchten, wenn die kritischen Zeiten vorbei sind. Und das werden sie irgendwann sein.

Die Demoskopie hat zurzeit ein Imageproblem. Aber auf dem »Moierhof« wären Umfragen eindeutig. Egal ob Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche: Neun von zehn Befragten werden sagen, dass sie hier wie zu Hause sind, dass sie schon seit Jahren herkommen, dass sie sich jedes Mal so willkommen fühlen, als wären sie Teil der Familie. Weil: Matthias Untermayer. Hausherr, Entertainer, einer, der überall zugleich ist. Hier begrüßt er vier Hessen wie heimgekehrte Brüder, da erklärt er einer fränkischen Familie die Solaranlage auf dem Dach, dort erzählt er den Norddeutschen Witze, bis sie Tränen lachen. Er kennt alle, merkt sich alle. Die Ferienwohnungen, mit denen einst seine Eltern anfingen, modernisiert er ständig, in einer gibt es sogar eine Sauna.

Aber sonst ist der »Moierhof« vor allem immer noch ein Bauernhof. Und auch den stemmt Untermayer Tag für Tag – Kalbsgeburt frühmorgens, mittags Reparaturen im Pferdestall, nachmittags raus aufs Feld, alle herzlich eingeladen zum Zuschauen, Mitmachen, Ausreiten. Ob und wann der Mann schläft? Unklar. Als Stadtmensch schämt man sich umgehend, dass man gerade noch über Homeoffice und Zoom-Konferenzen gemault hat. Also Klappe halten und rauf auf den Anhänger, wenn Untermayer die Gäste mit dem Traktor durch die Wälder fährt, während er alles über die Rehe und Fasane am Wegesrand erklärt. In der Dämmerung gibt’s dann für jeden einen Schnaps am Fluss, ruhig fließt die Alz vorbei, die Sterne kommen raus. Und für einen Moment ist die Welt weit weg und alles nur noch Frieden.